Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

nigen Blicke, die ich in Shakespears Welt
gethan, reizen mich mehr als irgend etwas
anders, in der wirklichen Welt schnellere
Forschritte vorwärts zu thun, mich in die
Fluth der Schicksale zu mischen, die über sie
verhängt sind, und dereinst, wenn es mir
glücken sollte, aus dem großen Meere der
wahren Natur wenige Becher zu schöpfen,
und sie von der Schaubühne dem lechzenden
Publikum meines Vaterlandes auszuspenden.

Wie freut mich die Gemüthsverfassung,
in der ich Sie sehe, versetzte Jarno, und
legte dem bewegten Jüngling die Hand auf
die Schulter. Lassen Sie den Vorsatz nicht
fahren, in ein thätiges Leben überzugehen,
und eilen Sie die guten Jahre, die Ihnen
gegönnt sind, wacker zu nutzen. Kann ich
Ihnen behülflich seyn, so geschieht es von
ganzem Herzen. Noch habe ich nicht ge¬
fragt, wie Sie in diese Gesellschaft gekom¬

nigen Blicke, die ich in Shakeſpears Welt
gethan, reizen mich mehr als irgend etwas
anders, in der wirklichen Welt ſchnellere
Forſchritte vorwärts zu thun, mich in die
Fluth der Schickſale zu miſchen, die über ſie
verhängt ſind, und dereinſt, wenn es mir
glücken ſollte, aus dem großen Meere der
wahren Natur wenige Becher zu ſchöpfen,
und ſie von der Schaubühne dem lechzenden
Publikum meines Vaterlandes auszuſpenden.

Wie freut mich die Gemüthsverfaſſung,
in der ich Sie ſehe, verſetzte Jarno, und
legte dem bewegten Jüngling die Hand auf
die Schulter. Laſſen Sie den Vorſatz nicht
fahren, in ein thätiges Leben überzugehen,
und eilen Sie die guten Jahre, die Ihnen
gegönnt ſind, wacker zu nutzen. Kann ich
Ihnen behülflich ſeyn, ſo geſchieht es von
ganzem Herzen. Noch habe ich nicht ge¬
fragt, wie Sie in dieſe Geſellſchaft gekom¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0142" n="134"/>
nigen Blicke, die ich in Shake&#x017F;pears Welt<lb/>
gethan, reizen mich mehr als irgend etwas<lb/>
anders, in der wirklichen Welt &#x017F;chnellere<lb/>
For&#x017F;chritte vorwärts zu thun, mich in die<lb/>
Fluth der Schick&#x017F;ale zu mi&#x017F;chen, die über &#x017F;ie<lb/>
verhängt &#x017F;ind, und derein&#x017F;t, wenn es mir<lb/>
glücken &#x017F;ollte, aus dem großen Meere der<lb/>
wahren Natur wenige Becher zu &#x017F;chöpfen,<lb/>
und &#x017F;ie von der Schaubühne dem lechzenden<lb/>
Publikum meines Vaterlandes auszu&#x017F;penden.</p><lb/>
            <p>Wie freut mich die Gemüthsverfa&#x017F;&#x017F;ung,<lb/>
in der ich Sie &#x017F;ehe, ver&#x017F;etzte Jarno, und<lb/>
legte dem bewegten Jüngling die Hand auf<lb/>
die Schulter. La&#x017F;&#x017F;en Sie den Vor&#x017F;atz nicht<lb/>
fahren, in ein thätiges Leben überzugehen,<lb/>
und eilen Sie die guten Jahre, die Ihnen<lb/>
gegönnt &#x017F;ind, wacker zu nutzen. Kann ich<lb/>
Ihnen behülflich &#x017F;eyn, &#x017F;o ge&#x017F;chieht es von<lb/>
ganzem Herzen. Noch habe ich nicht ge¬<lb/>
fragt, wie Sie in die&#x017F;e Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft gekom¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0142] nigen Blicke, die ich in Shakeſpears Welt gethan, reizen mich mehr als irgend etwas anders, in der wirklichen Welt ſchnellere Forſchritte vorwärts zu thun, mich in die Fluth der Schickſale zu miſchen, die über ſie verhängt ſind, und dereinſt, wenn es mir glücken ſollte, aus dem großen Meere der wahren Natur wenige Becher zu ſchöpfen, und ſie von der Schaubühne dem lechzenden Publikum meines Vaterlandes auszuſpenden. Wie freut mich die Gemüthsverfaſſung, in der ich Sie ſehe, verſetzte Jarno, und legte dem bewegten Jüngling die Hand auf die Schulter. Laſſen Sie den Vorſatz nicht fahren, in ein thätiges Leben überzugehen, und eilen Sie die guten Jahre, die Ihnen gegönnt ſind, wacker zu nutzen. Kann ich Ihnen behülflich ſeyn, ſo geſchieht es von ganzem Herzen. Noch habe ich nicht ge¬ fragt, wie Sie in dieſe Geſellſchaft gekom¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/142
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/142>, abgerufen am 06.05.2024.