sonen den Zuschauern und Zuschauerinnen nicht völlig gleichgültig. Wir haben schon oben angezeigt, daß die Schauspielerinnen gleich von Anfang die Aufmerksamkeit jun¬ ger Officiere erregten; allein sie waren in der Folge glücklicher, und machten wichtigere Eroberungen. Doch wir schweigen davon und bemerken nur, daß Wilhelm der Gräfin von Tag zu Tag interessanter vorkam, so wie auch in ihm eine stille Neigung gegen sie aufzukeimen anfing. Sie konnte, wenn er auf dem Theater war, die Augen nicht von ihm abwenden, und er schien bald nur allein gegen sie gerichtet zu spielen und zu rezitiren. Sich wechselseitig anzusehen, war ihnen ein unaussprechliches Vergnügen, dem sich ihre harmlosen Seelen ganz überließen, ohne lebhaftere Wünsche zu nähren, oder für irgend eine Folge besorgt zu seyn.
Wie über einen Fluß hinüber, der sie
ſonen den Zuſchauern und Zuſchauerinnen nicht völlig gleichgültig. Wir haben ſchon oben angezeigt, daß die Schauſpielerinnen gleich von Anfang die Aufmerkſamkeit jun¬ ger Officiere erregten; allein ſie waren in der Folge glücklicher, und machten wichtigere Eroberungen. Doch wir ſchweigen davon und bemerken nur, daß Wilhelm der Gräfin von Tag zu Tag intereſſanter vorkam, ſo wie auch in ihm eine ſtille Neigung gegen ſie aufzukeimen anfing. Sie konnte, wenn er auf dem Theater war, die Augen nicht von ihm abwenden, und er ſchien bald nur allein gegen ſie gerichtet zu ſpielen und zu rezitiren. Sich wechſelſeitig anzuſehen, war ihnen ein unausſprechliches Vergnügen, dem ſich ihre harmloſen Seelen ganz überließen, ohne lebhaftere Wünſche zu nähren, oder für irgend eine Folge beſorgt zu ſeyn.
Wie über einen Fluß hinüber, der ſie
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ſonen den Zuſchauern und Zuſchauerinnen
nicht völlig gleichgültig. Wir haben ſchon
oben angezeigt, daß die Schauſpielerinnen
gleich von Anfang die Aufmerkſamkeit jun¬
ger Officiere erregten; allein ſie waren in
der Folge glücklicher, und machten wichtigere
Eroberungen. Doch wir ſchweigen davon
und bemerken nur, daß Wilhelm der Gräfin
von Tag zu Tag intereſſanter vorkam, ſo
wie auch in ihm eine ſtille Neigung gegen
ſie aufzukeimen anfing. Sie konnte, wenn
er auf dem Theater war, die Augen nicht
von ihm abwenden, und er ſchien bald nur
allein gegen ſie gerichtet zu ſpielen und zu
rezitiren. Sich wechſelſeitig anzuſehen, war
ihnen ein unausſprechliches Vergnügen, dem
ſich ihre harmloſen Seelen ganz überließen,
ohne lebhaftere Wünſche zu nähren, oder für
irgend eine Folge beſorgt zu ſeyn.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/100>, abgerufen am 25.11.2024.
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