dem, der Kopf hat, eine große Freude ma¬ chen wird.
Wilhelm schien nicht abgeneigt, und Wer¬ ner fuhr fort: Besuche nur erst ein paar große Handelsstädte, ein paar Häfen, und du wirst gewiß mit fortgerissen werden. Wenn du siehst, wie viele Menschen beschäf¬ tiget sind, wenn du siehst, wo so manches herkommt, wo es hingeht, so wirst du es ge¬ wiß auch mit Vergnügen durch deine Hände gehen sehen. Die geringste Waare siehst du im Zusammenhange mit dem ganzen Handel, und eben darum hältst du nichts für gering, weil alles die Cirkulation vermehrt, von wel¬ cher dein Leben seine Nahrung zieht.
Werner, der seinen richtigen Verstand in dem Umgange mit Wilhelmen ausbildete, hatte sich gewöhnt, auch an sein Gewerbe, an seine Geschäfte mit Erhebung der Seele zu denken, und glaubte immer, daß er es
dem, der Kopf hat, eine große Freude ma¬ chen wird.
Wilhelm ſchien nicht abgeneigt, und Wer¬ ner fuhr fort: Beſuche nur erſt ein paar große Handelsſtädte, ein paar Häfen, und du wirſt gewiß mit fortgeriſſen werden. Wenn du ſiehſt, wie viele Menſchen beſchäf¬ tiget ſind, wenn du ſiehſt, wo ſo manches herkommt, wo es hingeht, ſo wirſt du es ge¬ wiß auch mit Vergnügen durch deine Hände gehen ſehen. Die geringſte Waare ſiehſt du im Zuſammenhange mit dem ganzen Handel, und eben darum hältſt du nichts für gering, weil alles die Cirkulation vermehrt, von wel¬ cher dein Leben ſeine Nahrung zieht.
Werner, der ſeinen richtigen Verſtand in dem Umgange mit Wilhelmen ausbildete, hatte ſich gewöhnt, auch an ſein Gewerbe, an ſeine Geſchäfte mit Erhebung der Seele zu denken, und glaubte immer, daß er es
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0093"n="85"/>
dem, der Kopf hat, eine große Freude ma¬<lb/>
chen wird.</p><lb/><p>Wilhelm ſchien nicht abgeneigt, und Wer¬<lb/>
ner fuhr fort: Beſuche nur erſt ein paar<lb/>
große Handelsſtädte, ein paar Häfen, und<lb/>
du wirſt gewiß mit fortgeriſſen werden.<lb/>
Wenn du ſiehſt, wie viele Menſchen beſchäf¬<lb/>
tiget ſind, wenn du ſiehſt, wo ſo manches<lb/>
herkommt, wo es hingeht, ſo wirſt du es ge¬<lb/>
wiß auch mit Vergnügen durch deine Hände<lb/>
gehen ſehen. Die geringſte Waare ſiehſt du<lb/>
im Zuſammenhange mit dem ganzen Handel,<lb/>
und eben darum hältſt du nichts für gering,<lb/>
weil alles die Cirkulation vermehrt, von wel¬<lb/>
cher dein Leben ſeine Nahrung zieht.</p><lb/><p>Werner, der ſeinen richtigen Verſtand in<lb/>
dem Umgange mit Wilhelmen ausbildete,<lb/>
hatte ſich gewöhnt, auch an <hirendition="#g">ſein</hi> Gewerbe,<lb/>
an <hirendition="#g">ſeine</hi> Geſchäfte mit Erhebung der Seele<lb/>
zu denken, und glaubte immer, daß er es<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[85/0093]
dem, der Kopf hat, eine große Freude ma¬
chen wird.
Wilhelm ſchien nicht abgeneigt, und Wer¬
ner fuhr fort: Beſuche nur erſt ein paar
große Handelsſtädte, ein paar Häfen, und
du wirſt gewiß mit fortgeriſſen werden.
Wenn du ſiehſt, wie viele Menſchen beſchäf¬
tiget ſind, wenn du ſiehſt, wo ſo manches
herkommt, wo es hingeht, ſo wirſt du es ge¬
wiß auch mit Vergnügen durch deine Hände
gehen ſehen. Die geringſte Waare ſiehſt du
im Zuſammenhange mit dem ganzen Handel,
und eben darum hältſt du nichts für gering,
weil alles die Cirkulation vermehrt, von wel¬
cher dein Leben ſeine Nahrung zieht.
Werner, der ſeinen richtigen Verſtand in
dem Umgange mit Wilhelmen ausbildete,
hatte ſich gewöhnt, auch an ſein Gewerbe,
an ſeine Geſchäfte mit Erhebung der Seele
zu denken, und glaubte immer, daß er es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/93>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.