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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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Wink des Schicksals zu verstehen, das ihm
durch Marianen die Hand reichte, sich aus
dem stockenden, schleppenden bürgerlichen Le¬
ben heraus zu reißen, aus dem er schon so
lange sich zu retten gewünscht hatte. Sei¬
nes Vaters Haus, die Seinigen zu verlassen,
schien ihm etwas leichtes. Er war jung und
neu in der Welt, und sein Muth, in ihren
Weiten nach Glück und Befriedigung zu ren¬
nen, durch die Liebe erhöht. Seine Bestim¬
mung zum Theater war ihm nunmehr klar;
das hohe Ziel, das er sich vorgesteckt sah,
schien ihm näher, indem er an Marianens
Hand hinstrebte, und in selbstgefälliger Be¬
scheidenheit erblickte er in sich den trefflichen
Schauspieler, den Schöpfer eines künftigen
National-Theaters, nach dem er so vielfäl¬
tig hatte seufzen hören. Alles, was in den
innersten Winkeln seiner Seele bisher ge¬
schlummert hatte, wurde rege. Er bildete

Wink des Schickſals zu verſtehen, das ihm
durch Marianen die Hand reichte, ſich aus
dem ſtockenden, ſchleppenden bürgerlichen Le¬
ben heraus zu reißen, aus dem er ſchon ſo
lange ſich zu retten gewünſcht hatte. Sei¬
nes Vaters Haus, die Seinigen zu verlaſſen,
ſchien ihm etwas leichtes. Er war jung und
neu in der Welt, und ſein Muth, in ihren
Weiten nach Glück und Befriedigung zu ren¬
nen, durch die Liebe erhöht. Seine Beſtim¬
mung zum Theater war ihm nunmehr klar;
das hohe Ziel, das er ſich vorgeſteckt ſah,
ſchien ihm näher, indem er an Marianens
Hand hinſtrebte, und in ſelbſtgefälliger Be¬
ſcheidenheit erblickte er in ſich den trefflichen
Schauſpieler, den Schöpfer eines künftigen
National–Theaters, nach dem er ſo vielfäl¬
tig hatte ſeufzen hören. Alles, was in den
innerſten Winkeln ſeiner Seele bisher ge¬
ſchlummert hatte, wurde rege. Er bildete

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[75/0083] Wink des Schickſals zu verſtehen, das ihm durch Marianen die Hand reichte, ſich aus dem ſtockenden, ſchleppenden bürgerlichen Le¬ ben heraus zu reißen, aus dem er ſchon ſo lange ſich zu retten gewünſcht hatte. Sei¬ nes Vaters Haus, die Seinigen zu verlaſſen, ſchien ihm etwas leichtes. Er war jung und neu in der Welt, und ſein Muth, in ihren Weiten nach Glück und Befriedigung zu ren¬ nen, durch die Liebe erhöht. Seine Beſtim¬ mung zum Theater war ihm nunmehr klar; das hohe Ziel, das er ſich vorgeſteckt ſah, ſchien ihm näher, indem er an Marianens Hand hinſtrebte, und in ſelbſtgefälliger Be¬ ſcheidenheit erblickte er in ſich den trefflichen Schauſpieler, den Schöpfer eines künftigen National–Theaters, nach dem er ſo vielfäl¬ tig hatte ſeufzen hören. Alles, was in den innerſten Winkeln ſeiner Seele bisher ge¬ ſchlummert hatte, wurde rege. Er bildete

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/83>, abgerufen am 24.11.2024.