Für den Wald fanden wir eine gute Aus¬ kunft: wir gaben einem alten Bedienten aus einem der Häuser, der nun Förster geworden war, gute Worte, daß er uns junge Birken und Fichten schaffen möchte, die auch wirk¬ lich geschwinder als wir hoffen konnten her¬ beygebracht wurden. Nun aber fand man sich in großer Verlegenheit, wie man das Stück, eh die Bäume verdorrten, zu Stande bringen könne. Da war guter Rath theuer, es fehlte an Platz, am Theater, an Vorhän¬ gen. Die spanischen Wände waren das einzi¬ ge was wir hatten.
In dieser Verlegenheit gingen wir wie¬ der den Lieutenant an, dem wir eine weit¬ läuftige Beschreibung von der Herrlichkeit machten, die es geben sollte. So wenig er uns begriff, so behülflich war er, schob in ei¬ ne kleine Stube, was sich von Tischen im Hause und der Nachbarschaft nur finden woll¬
Für den Wald fanden wir eine gute Aus¬ kunft: wir gaben einem alten Bedienten aus einem der Häuſer, der nun Förſter geworden war, gute Worte, daß er uns junge Birken und Fichten ſchaffen möchte, die auch wirk¬ lich geſchwinder als wir hoffen konnten her¬ beygebracht wurden. Nun aber fand man ſich in großer Verlegenheit, wie man das Stück, eh die Bäume verdorrten, zu Stande bringen könne. Da war guter Rath theuer, es fehlte an Platz, am Theater, an Vorhän¬ gen. Die ſpaniſchen Wände waren das einzi¬ ge was wir hatten.
In dieſer Verlegenheit gingen wir wie¬ der den Lieutenant an, dem wir eine weit¬ läuftige Beſchreibung von der Herrlichkeit machten, die es geben ſollte. So wenig er uns begriff, ſo behülflich war er, ſchob in ei¬ ne kleine Stube, was ſich von Tiſchen im Hauſe und der Nachbarſchaft nur finden woll¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0065"n="57"/><p>Für den Wald fanden wir eine gute Aus¬<lb/>
kunft: wir gaben einem alten Bedienten aus<lb/>
einem der Häuſer, der nun Förſter geworden<lb/>
war, gute Worte, daß er uns junge Birken<lb/>
und Fichten ſchaffen möchte, die auch wirk¬<lb/>
lich geſchwinder als wir hoffen konnten her¬<lb/>
beygebracht wurden. Nun aber fand man<lb/>ſich in großer Verlegenheit, wie man das<lb/>
Stück, eh die Bäume verdorrten, zu Stande<lb/>
bringen könne. Da war guter Rath theuer,<lb/>
es fehlte an Platz, am Theater, an Vorhän¬<lb/>
gen. Die ſpaniſchen Wände waren das einzi¬<lb/>
ge was wir hatten.</p><lb/><p>In dieſer Verlegenheit gingen wir wie¬<lb/>
der den Lieutenant an, dem wir eine weit¬<lb/>
läuftige Beſchreibung von der Herrlichkeit<lb/>
machten, die es geben ſollte. So wenig er<lb/>
uns begriff, ſo behülflich war er, ſchob in ei¬<lb/>
ne kleine Stube, was ſich von Tiſchen im<lb/>
Hauſe und der Nachbarſchaft nur finden woll¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[57/0065]
Für den Wald fanden wir eine gute Aus¬
kunft: wir gaben einem alten Bedienten aus
einem der Häuſer, der nun Förſter geworden
war, gute Worte, daß er uns junge Birken
und Fichten ſchaffen möchte, die auch wirk¬
lich geſchwinder als wir hoffen konnten her¬
beygebracht wurden. Nun aber fand man
ſich in großer Verlegenheit, wie man das
Stück, eh die Bäume verdorrten, zu Stande
bringen könne. Da war guter Rath theuer,
es fehlte an Platz, am Theater, an Vorhän¬
gen. Die ſpaniſchen Wände waren das einzi¬
ge was wir hatten.
In dieſer Verlegenheit gingen wir wie¬
der den Lieutenant an, dem wir eine weit¬
läuftige Beſchreibung von der Herrlichkeit
machten, die es geben ſollte. So wenig er
uns begriff, ſo behülflich war er, ſchob in ei¬
ne kleine Stube, was ſich von Tiſchen im
Hauſe und der Nachbarſchaft nur finden woll¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/65>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.