irgend etwas abgewöhnen zu müssen; so wird dieser Mensch ein reineres, vollkomm¬ neres und glücklicheres Leben führen, als ein anderer, der seine ersten Jugendkräfte im Widerstand und im Irrthum zugesetzt hat. Es wird so viel von Erziehung gesprochen und geschrieben, und ich sehe nur wenig Menschen, die den einfachen aber großen Begriff, der alles andere in sich schließt, fassen und in die Ausführung übertragen können.
Das mag wohl wahr seyn, sagte Wil¬ helm, denn jeder Mensch ist beschränkt ge¬ nug, den andern zu seinem Ebenbild erzie¬ hen zu wollen. Glücklich sind diejenigen da¬ her, deren sich das Schicksal annimmt, das jeden nach seiner Weise erzieht!
Das Schicksal, versetzte lächelnd der an¬ dere, ist ein vornehmer, aber theurer Hof¬ meister. Ich würde mich immer lieber an
W. Meisters Lehrj. U
irgend etwas abgewöhnen zu müſſen; ſo wird dieſer Menſch ein reineres, vollkomm¬ neres und glücklicheres Leben führen, als ein anderer, der ſeine erſten Jugendkräfte im Widerſtand und im Irrthum zugeſetzt hat. Es wird ſo viel von Erziehung geſprochen und geſchrieben, und ich ſehe nur wenig Menſchen, die den einfachen aber großen Begriff, der alles andere in ſich ſchließt, faſſen und in die Ausführung übertragen können.
Das mag wohl wahr ſeyn, ſagte Wil¬ helm, denn jeder Menſch iſt beſchränkt ge¬ nug, den andern zu ſeinem Ebenbild erzie¬ hen zu wollen. Glücklich ſind diejenigen da¬ her, deren ſich das Schickſal annimmt, das jeden nach ſeiner Weiſe erzieht!
Das Schickſal, verſetzte lächelnd der an¬ dere, iſt ein vornehmer, aber theurer Hof¬ meiſter. Ich würde mich immer lieber an
W. Meiſters Lehrj. U
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irgend etwas abgewöhnen zu müſſen; ſo
wird dieſer Menſch ein reineres, vollkomm¬
neres und glücklicheres Leben führen, als ein
anderer, der ſeine erſten Jugendkräfte im
Widerſtand und im Irrthum zugeſetzt hat.
Es wird ſo viel von Erziehung geſprochen
und geſchrieben, und ich ſehe nur wenig
Menſchen, die den einfachen aber großen
Begriff, der alles andere in ſich ſchließt,
faſſen und in die Ausführung übertragen
können.
Das mag wohl wahr ſeyn, ſagte Wil¬
helm, denn jeder Menſch iſt beſchränkt ge¬
nug, den andern zu ſeinem Ebenbild erzie¬
hen zu wollen. Glücklich ſind diejenigen da¬
her, deren ſich das Schickſal annimmt, das
jeden nach ſeiner Weiſe erzieht!
Das Schickſal, verſetzte lächelnd der an¬
dere, iſt ein vornehmer, aber theurer Hof¬
meiſter. Ich würde mich immer lieber an
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/313>, abgerufen am 25.11.2024.
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