Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

hatten sich abermals eine Spatzierfahrt aus¬
gedacht. Denn Veränderung des Orts und
der Gegenstände war eine Lust, nach der sie
sich immer sehnten. Täglich an' einem an¬
dern Orte zu essen, war ihr höchster Wunsch.
Diesmal sollte es eine Wasserfahrt werden.

Das Schiff, womit sie die Krümmungen
des angenehmen Flusses hinunterfahren woll¬
ten, war schon durch den Pedanten bestellt.
Philine trieb, die Gesellschaft zauderte nicht,
und war bald eingeschifft.

Was fangen wir nun an? sagte Philine,
indem sich alle auf die Bänke niedergelassen
hatten.

Das Kürzeste wäre, versetzte Laertes, wir
extemporirten ein Stück. Nehme jeder eine
Rolle, die seinem Character am angemessen¬
sten ist, und wir wollen sehen, wie es uns
gelingt.

Fürtrefflich! sagte Wilhelm, denn in einer

hatten ſich abermals eine Spatzierfahrt aus¬
gedacht. Denn Veränderung des Orts und
der Gegenſtände war eine Luſt, nach der ſie
ſich immer ſehnten. Täglich an’ einem an¬
dern Orte zu eſſen, war ihr höchſter Wunſch.
Diesmal ſollte es eine Waſſerfahrt werden.

Das Schiff, womit ſie die Krümmungen
des angenehmen Fluſſes hinunterfahren woll¬
ten, war ſchon durch den Pedanten beſtellt.
Philine trieb, die Geſellſchaft zauderte nicht,
und war bald eingeſchifft.

Was fangen wir nun an? ſagte Philine,
indem ſich alle auf die Bänke niedergelaſſen
hatten.

Das Kürzeſte wäre, verſetzte Laertes, wir
extemporirten ein Stück. Nehme jeder eine
Rolle, die ſeinem Character am angemeſſen¬
ſten iſt, und wir wollen ſehen, wie es uns
gelingt.

Fürtrefflich! ſagte Wilhelm, denn in einer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0304" n="296"/>
hatten &#x017F;ich abermals eine Spatzierfahrt aus¬<lb/>
gedacht. Denn Veränderung des Orts und<lb/>
der Gegen&#x017F;tände war eine Lu&#x017F;t, nach der &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich immer &#x017F;ehnten. Täglich an&#x2019; einem an¬<lb/>
dern Orte zu e&#x017F;&#x017F;en, war ihr höch&#x017F;ter Wun&#x017F;ch.<lb/>
Diesmal &#x017F;ollte es eine Wa&#x017F;&#x017F;erfahrt werden.</p><lb/>
            <p>Das Schiff, womit &#x017F;ie die Krümmungen<lb/>
des angenehmen Flu&#x017F;&#x017F;es hinunterfahren woll¬<lb/>
ten, war &#x017F;chon durch den Pedanten be&#x017F;tellt.<lb/>
Philine trieb, die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zauderte nicht,<lb/>
und war bald einge&#x017F;chifft.</p><lb/>
            <p>Was fangen wir nun an? &#x017F;agte Philine,<lb/>
indem &#x017F;ich alle auf die Bänke niedergela&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hatten.</p><lb/>
            <p>Das Kürze&#x017F;te wäre, ver&#x017F;etzte Laertes, wir<lb/>
extemporirten ein Stück. Nehme jeder eine<lb/>
Rolle, die &#x017F;einem Character am angeme&#x017F;&#x017F;en¬<lb/>
&#x017F;ten i&#x017F;t, und wir wollen &#x017F;ehen, wie es uns<lb/>
gelingt.</p><lb/>
            <p>Fürtrefflich! &#x017F;agte Wilhelm, denn in einer<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0304] hatten ſich abermals eine Spatzierfahrt aus¬ gedacht. Denn Veränderung des Orts und der Gegenſtände war eine Luſt, nach der ſie ſich immer ſehnten. Täglich an’ einem an¬ dern Orte zu eſſen, war ihr höchſter Wunſch. Diesmal ſollte es eine Waſſerfahrt werden. Das Schiff, womit ſie die Krümmungen des angenehmen Fluſſes hinunterfahren woll¬ ten, war ſchon durch den Pedanten beſtellt. Philine trieb, die Geſellſchaft zauderte nicht, und war bald eingeſchifft. Was fangen wir nun an? ſagte Philine, indem ſich alle auf die Bänke niedergelaſſen hatten. Das Kürzeſte wäre, verſetzte Laertes, wir extemporirten ein Stück. Nehme jeder eine Rolle, die ſeinem Character am angemeſſen¬ ſten iſt, und wir wollen ſehen, wie es uns gelingt. Fürtrefflich! ſagte Wilhelm, denn in einer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/304
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/304>, abgerufen am 25.11.2024.