Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

den Zuschauern an den Fenstern mit, die
Damen sahen unverwandt nach Narcissen,
die Herrn nach Landrinetten. Das Volk
jauchzte, und das feinere Publikum enthielt
sich nicht des Klatschens, kaum daß man
noch über Pagliassen lachte. Wenige nur
schlichen sich weg, als einige von der Truppe,
um Geld zu sammlen, sich mit zinnernen
Tellern durch die Menge drängten.

Sie haben ihre Sache, dünkt mich, gut
gemacht, sagte Wilhelm zu Philinen, die bey
ihm am Fenster lag, ich bewundere ihren
Verstand, womit sie auch geringe Kunststück¬
chen, nach und nach und zur rechten Zeit an¬
gebracht, gelten zu machen wußten, und wie
sie aus der Ungeschicklichkeit ihrer Kinder und
aus der Virtuosität ihrer Besten ein Ganzes
zusammen arbeiteten, das erst unsre Aufmerk¬
samkeit erregte, und dann uns auf das an¬
genehmste unterhielt.

den Zuſchauern an den Fenſtern mit, die
Damen ſahen unverwandt nach Narciſſen,
die Herrn nach Landrinetten. Das Volk
jauchzte, und das feinere Publikum enthielt
ſich nicht des Klatſchens, kaum daß man
noch über Pagliaſſen lachte. Wenige nur
ſchlichen ſich weg, als einige von der Truppe,
um Geld zu ſammlen, ſich mit zinnernen
Tellern durch die Menge drängten.

Sie haben ihre Sache, dünkt mich, gut
gemacht, ſagte Wilhelm zu Philinen, die bey
ihm am Fenſter lag, ich bewundere ihren
Verſtand, womit ſie auch geringe Kunſtſtück¬
chen, nach und nach und zur rechten Zeit an¬
gebracht, gelten zu machen wußten, und wie
ſie aus der Ungeſchicklichkeit ihrer Kinder und
aus der Virtuoſität ihrer Beſten ein Ganzes
zuſammen arbeiteten, das erſt unſre Aufmerk¬
ſamkeit erregte, und dann uns auf das an¬
genehmſte unterhielt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0250" n="242"/>
den Zu&#x017F;chauern an den Fen&#x017F;tern mit, die<lb/>
Damen &#x017F;ahen unverwandt nach Narci&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
die Herrn nach Landrinetten. Das Volk<lb/>
jauchzte, und das feinere Publikum enthielt<lb/>
&#x017F;ich nicht des Klat&#x017F;chens, kaum daß man<lb/>
noch über Paglia&#x017F;&#x017F;en lachte. Wenige nur<lb/>
&#x017F;chlichen &#x017F;ich weg, als einige von der Truppe,<lb/>
um Geld zu &#x017F;ammlen, &#x017F;ich mit zinnernen<lb/>
Tellern durch die Menge drängten.</p><lb/>
            <p>Sie haben ihre Sache, dünkt mich, gut<lb/>
gemacht, &#x017F;agte Wilhelm zu Philinen, die bey<lb/>
ihm am Fen&#x017F;ter lag, ich bewundere ihren<lb/>
Ver&#x017F;tand, womit &#x017F;ie auch geringe Kun&#x017F;t&#x017F;tück¬<lb/>
chen, nach und nach und zur rechten Zeit an¬<lb/>
gebracht, gelten zu machen wußten, und wie<lb/>
&#x017F;ie aus der Unge&#x017F;chicklichkeit ihrer Kinder und<lb/>
aus der Virtuo&#x017F;ität ihrer Be&#x017F;ten ein Ganzes<lb/>
zu&#x017F;ammen arbeiteten, das er&#x017F;t un&#x017F;re Aufmerk¬<lb/>
&#x017F;amkeit erregte, und dann uns auf das an¬<lb/>
genehm&#x017F;te unterhielt.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0250] den Zuſchauern an den Fenſtern mit, die Damen ſahen unverwandt nach Narciſſen, die Herrn nach Landrinetten. Das Volk jauchzte, und das feinere Publikum enthielt ſich nicht des Klatſchens, kaum daß man noch über Pagliaſſen lachte. Wenige nur ſchlichen ſich weg, als einige von der Truppe, um Geld zu ſammlen, ſich mit zinnernen Tellern durch die Menge drängten. Sie haben ihre Sache, dünkt mich, gut gemacht, ſagte Wilhelm zu Philinen, die bey ihm am Fenſter lag, ich bewundere ihren Verſtand, womit ſie auch geringe Kunſtſtück¬ chen, nach und nach und zur rechten Zeit an¬ gebracht, gelten zu machen wußten, und wie ſie aus der Ungeſchicklichkeit ihrer Kinder und aus der Virtuoſität ihrer Beſten ein Ganzes zuſammen arbeiteten, das erſt unſre Aufmerk¬ ſamkeit erregte, und dann uns auf das an¬ genehmſte unterhielt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/250
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/250>, abgerufen am 22.11.2024.