Unterhalt finde ich da gleich, ich sehe mich in dem Publiko um, lerne die Gesellschaft kennen, und hole dich nach.
Mariane du siehst, was ich über mich gewinnen kann, um dich gewiß zu haben; denn dich so lange nicht zu sehen, dich in der weiten Welt zu wissen! recht lebhaft darf ich mir's nicht denken. Wenn ich mir dann aber wieder deine Liebe vorstelle, die mich vor allem sichert, wenn du meine Bitte nicht verschmähst, ehe wir uns schei¬ den, und du mir deine Hand vor dem Priester reichst; so werde ich ruhig gehen. Es ist nur eine Formel unter uns, aber eine so schöne Formel, der Seegen des Himmels zu dem Seegen der Erde. In der Nachbarschaft, im ritterschaftlichen, geht es leicht und heimlich an.
Für den Anfang habe ich Geld genug, wir wollen theilen, es wird für uns beide
Unterhalt finde ich da gleich, ich ſehe mich in dem Publiko um, lerne die Geſellſchaft kennen, und hole dich nach.
Mariane du ſiehſt, was ich über mich gewinnen kann, um dich gewiß zu haben; denn dich ſo lange nicht zu ſehen, dich in der weiten Welt zu wiſſen! recht lebhaft darf ich mir’s nicht denken. Wenn ich mir dann aber wieder deine Liebe vorſtelle, die mich vor allem ſichert, wenn du meine Bitte nicht verſchmähſt, ehe wir uns ſchei¬ den, und du mir deine Hand vor dem Prieſter reichſt; ſo werde ich ruhig gehen. Es iſt nur eine Formel unter uns, aber eine ſo ſchöne Formel, der Seegen des Himmels zu dem Seegen der Erde. In der Nachbarſchaft, im ritterſchaftlichen, geht es leicht und heimlich an.
Für den Anfang habe ich Geld genug, wir wollen theilen, es wird für uns beide
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><floatingTextrendition="#et"><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0165"n="157"/>
Unterhalt finde ich da gleich, ich ſehe mich<lb/>
in dem Publiko um, lerne die Geſellſchaft<lb/>
kennen, und hole dich nach.</p><lb/><p>Mariane du ſiehſt, was ich über mich<lb/>
gewinnen kann, um dich gewiß zu haben;<lb/>
denn dich ſo lange nicht zu ſehen, dich in<lb/>
der weiten Welt zu wiſſen! recht lebhaft<lb/>
darf ich mir’s nicht denken. Wenn ich<lb/>
mir dann aber wieder deine Liebe vorſtelle,<lb/>
die mich vor allem ſichert, wenn du meine<lb/>
Bitte nicht verſchmähſt, ehe wir uns ſchei¬<lb/>
den, und du mir deine Hand vor dem<lb/>
Prieſter reichſt; ſo werde ich ruhig gehen.<lb/>
Es iſt nur eine Formel unter uns, aber<lb/>
eine ſo ſchöne Formel, der Seegen des<lb/>
Himmels zu dem Seegen der Erde. In<lb/>
der Nachbarſchaft, im ritterſchaftlichen,<lb/>
geht es leicht und heimlich an.</p><lb/><p>Für den Anfang habe ich Geld genug,<lb/>
wir wollen theilen, es wird für uns beide<lb/></p></div></body></floatingText></div></div></div></body></text></TEI>
[157/0165]
Unterhalt finde ich da gleich, ich ſehe mich
in dem Publiko um, lerne die Geſellſchaft
kennen, und hole dich nach.
Mariane du ſiehſt, was ich über mich
gewinnen kann, um dich gewiß zu haben;
denn dich ſo lange nicht zu ſehen, dich in
der weiten Welt zu wiſſen! recht lebhaft
darf ich mir’s nicht denken. Wenn ich
mir dann aber wieder deine Liebe vorſtelle,
die mich vor allem ſichert, wenn du meine
Bitte nicht verſchmähſt, ehe wir uns ſchei¬
den, und du mir deine Hand vor dem
Prieſter reichſt; ſo werde ich ruhig gehen.
Es iſt nur eine Formel unter uns, aber
eine ſo ſchöne Formel, der Seegen des
Himmels zu dem Seegen der Erde. In
der Nachbarſchaft, im ritterſchaftlichen,
geht es leicht und heimlich an.
Für den Anfang habe ich Geld genug,
wir wollen theilen, es wird für uns beide
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/165>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.