nehme Gestalt, eine wohlklingende Stimme, ein gefühlvolles Herz! können Schauspieler besser ausgestattet seyn? Kann ich Ihnen mit einigen Empfehlungen dienen, so wird es mir viel Freude machen.
Ich danke Ihnen von Herzen, versetzte der andere; aber ich werde wohl schwerlich davon Gebrauch machen können, denn ich denke, wo möglich, nicht auf das Theater zurück zu kehren.
Daran thun Sie sehr übel, sagte Wil¬ helm nach einer Pause, in welcher er sich von seinem Erstaunen erholt hatte, denn er dachte nicht anders, als daß der Schauspie¬ ler, so bald er mit seiner jungen Gattin be¬ freyt worden, das Theater aufsuchen werde. Es schien ihm eben so natürlich und noth¬ wendig, als daß der Frosch das Wasser sucht. Nicht einen Augenblick hatte er dar¬ an gezweifelt, und mußte nun zu seinem Er¬ staunen das Gegentheil erfahren.
nehme Geſtalt, eine wohlklingende Stimme, ein gefühlvolles Herz! können Schauſpieler beſſer ausgeſtattet ſeyn? Kann ich Ihnen mit einigen Empfehlungen dienen, ſo wird es mir viel Freude machen.
Ich danke Ihnen von Herzen, verſetzte der andere; aber ich werde wohl ſchwerlich davon Gebrauch machen können, denn ich denke, wo möglich, nicht auf das Theater zurück zu kehren.
Daran thun Sie ſehr übel, ſagte Wil¬ helm nach einer Pauſe, in welcher er ſich von ſeinem Erſtaunen erholt hatte, denn er dachte nicht anders, als daß der Schauſpie¬ ler, ſo bald er mit ſeiner jungen Gattin be¬ freyt worden, das Theater aufſuchen werde. Es ſchien ihm eben ſo natürlich und noth¬ wendig, als daß der Froſch das Waſſer ſucht. Nicht einen Augenblick hatte er dar¬ an gezweifelt, und mußte nun zu ſeinem Er¬ ſtaunen das Gegentheil erfahren.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0131"n="123"/>
nehme Geſtalt, eine wohlklingende Stimme,<lb/>
ein gefühlvolles Herz! können Schauſpieler<lb/>
beſſer ausgeſtattet ſeyn? Kann ich Ihnen<lb/>
mit einigen Empfehlungen dienen, ſo wird<lb/>
es mir viel Freude machen.</p><lb/><p>Ich danke Ihnen von Herzen, verſetzte<lb/>
der andere; aber ich werde wohl ſchwerlich<lb/>
davon Gebrauch machen können, denn ich<lb/>
denke, wo möglich, nicht auf das Theater<lb/>
zurück zu kehren.</p><lb/><p>Daran thun Sie ſehr übel, ſagte Wil¬<lb/>
helm nach einer Pauſe, in welcher er ſich<lb/>
von ſeinem Erſtaunen erholt hatte, denn er<lb/>
dachte nicht anders, als daß der Schauſpie¬<lb/>
ler, ſo bald er mit ſeiner jungen Gattin be¬<lb/>
freyt worden, das Theater aufſuchen werde.<lb/>
Es ſchien ihm eben ſo natürlich und noth¬<lb/>
wendig, als daß der Froſch das Waſſer<lb/>ſucht. Nicht einen Augenblick hatte er dar¬<lb/>
an gezweifelt, und mußte nun zu ſeinem Er¬<lb/>ſtaunen das Gegentheil erfahren.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[123/0131]
nehme Geſtalt, eine wohlklingende Stimme,
ein gefühlvolles Herz! können Schauſpieler
beſſer ausgeſtattet ſeyn? Kann ich Ihnen
mit einigen Empfehlungen dienen, ſo wird
es mir viel Freude machen.
Ich danke Ihnen von Herzen, verſetzte
der andere; aber ich werde wohl ſchwerlich
davon Gebrauch machen können, denn ich
denke, wo möglich, nicht auf das Theater
zurück zu kehren.
Daran thun Sie ſehr übel, ſagte Wil¬
helm nach einer Pauſe, in welcher er ſich
von ſeinem Erſtaunen erholt hatte, denn er
dachte nicht anders, als daß der Schauſpie¬
ler, ſo bald er mit ſeiner jungen Gattin be¬
freyt worden, das Theater aufſuchen werde.
Es ſchien ihm eben ſo natürlich und noth¬
wendig, als daß der Froſch das Waſſer
ſucht. Nicht einen Augenblick hatte er dar¬
an gezweifelt, und mußte nun zu ſeinem Er¬
ſtaunen das Gegentheil erfahren.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/131>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.