phen und Literatoren Verdruß zu machen fort¬ fuhren und wiederholt erklärten, er sey nur als Eindringling anzusehn und zu behandeln.
Was uns aber von den Franzosen gewal¬ tiger als alles andere entfernte, war die wie¬ derholte unhöfliche Behauptung, daß es den Deutschen überhaupt, so wie dem nach fran¬ zösischer Cultur strebenden Könige, an Ge¬ schmack fehle. Ueber diese Redensart, die, wie ein Refrain, sich an jedes Urtheil an¬ schloß, suchten wir uns durch Nichtachtung zu beruhigen, aufklären darüber konnten wir uns aber um so weniger, als man uns ver¬ sichern wollte, schon Menage habe gesagt, die französischen Schriftsteller besäßen alles, nur nicht Geschmack; so wie wir denn auch aus dem jetzt lebenden Paris zu erfahren hatten, daß die neusten Autoren sämmtlich des Geschmacks ermangelten, und Voltaire selbst diesem höchsten Tadel nicht ganz entge¬ hen könne. Schon früher und wiederholt
phen und Literatoren Verdruß zu machen fort¬ fuhren und wiederholt erklaͤrten, er ſey nur als Eindringling anzuſehn und zu behandeln.
Was uns aber von den Franzoſen gewal¬ tiger als alles andere entfernte, war die wie¬ derholte unhoͤfliche Behauptung, daß es den Deutſchen uͤberhaupt, ſo wie dem nach fran¬ zoͤſiſcher Cultur ſtrebenden Koͤnige, an Ge¬ ſchmack fehle. Ueber dieſe Redensart, die, wie ein Refrain, ſich an jedes Urtheil an¬ ſchloß, ſuchten wir uns durch Nichtachtung zu beruhigen, aufklaͤren daruͤber konnten wir uns aber um ſo weniger, als man uns ver¬ ſichern wollte, ſchon Menage habe geſagt, die franzoͤſiſchen Schriftſteller beſaͤßen alles, nur nicht Geſchmack; ſo wie wir denn auch aus dem jetzt lebenden Paris zu erfahren hatten, daß die neuſten Autoren ſaͤmmtlich des Geſchmacks ermangelten, und Voltaire ſelbſt dieſem hoͤchſten Tadel nicht ganz entge¬ hen koͤnne. Schon fruͤher und wiederholt
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phen und Literatoren Verdruß zu machen fort¬
fuhren und wiederholt erklaͤrten, er ſey nur
als Eindringling anzuſehn und zu behandeln.
Was uns aber von den Franzoſen gewal¬
tiger als alles andere entfernte, war die wie¬
derholte unhoͤfliche Behauptung, daß es den
Deutſchen uͤberhaupt, ſo wie dem nach fran¬
zoͤſiſcher Cultur ſtrebenden Koͤnige, an Ge¬
ſchmack fehle. Ueber dieſe Redensart, die,
wie ein Refrain, ſich an jedes Urtheil an¬
ſchloß, ſuchten wir uns durch Nichtachtung
zu beruhigen, aufklaͤren daruͤber konnten wir
uns aber um ſo weniger, als man uns ver¬
ſichern wollte, ſchon Menage habe geſagt,
die franzoͤſiſchen Schriftſteller beſaͤßen alles,
nur nicht Geſchmack; ſo wie wir denn auch
aus dem jetzt lebenden Paris zu erfahren
hatten, daß die neuſten Autoren ſaͤmmtlich
des Geſchmacks ermangelten, und Voltaire
ſelbſt dieſem hoͤchſten Tadel nicht ganz entge¬
hen koͤnne. Schon fruͤher und wiederholt
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/93>, abgerufen am 26.11.2024.
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