Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

er beharrt bey seiner Treue für Straßburg
und den französischen Hof. Seine unverrück¬
te deutsche Redlichkeit wird auch dort aner¬
kannt, man schützt ihn sogar gegen den mäch¬
tigen Prätor Klingling, der ihn heimlich an¬
feindet. Gesellig und gesprächig von Natur,
verbreitet er sich wie im Wissen und Geschäf¬
ten, so auch im Umgange, und man begriffe
kaum, wo er alle Zeit hergenommen, wü߬
ten wir nicht, daß eine Abneigung gegen die
Frauen ihn durch sein ganzes Leben begleitet,
wodurch er so manche Tage und Stunden
gewann, welche von frauenhaft Gesinnten
glücklich vergeudet werden.

Uebrigens gehört er auch als Autor dem
gemeinen Wesen und als Redner der Menge.
Seine Programme, seine Reden und Anre¬
den sind dem besondern Tag, der eintreten¬
den Feyerlichkeit gewidmet, ja sein großes
Werk Alsatia illustrata gehört dem Leben
an, indem er die Vergangenheit wieder her¬
vorruft, verblichene Gestalten auffrischt, den

er beharrt bey ſeiner Treue fuͤr Straßburg
und den franzoͤſiſchen Hof. Seine unverruͤck¬
te deutſche Redlichkeit wird auch dort aner¬
kannt, man ſchuͤtzt ihn ſogar gegen den maͤch¬
tigen Praͤtor Klingling, der ihn heimlich an¬
feindet. Geſellig und geſpraͤchig von Natur,
verbreitet er ſich wie im Wiſſen und Geſchaͤf¬
ten, ſo auch im Umgange, und man begriffe
kaum, wo er alle Zeit hergenommen, wuͤ߬
ten wir nicht, daß eine Abneigung gegen die
Frauen ihn durch ſein ganzes Leben begleitet,
wodurch er ſo manche Tage und Stunden
gewann, welche von frauenhaft Geſinnten
gluͤcklich vergeudet werden.

Uebrigens gehoͤrt er auch als Autor dem
gemeinen Weſen und als Redner der Menge.
Seine Programme, ſeine Reden und Anre¬
den ſind dem beſondern Tag, der eintreten¬
den Feyerlichkeit gewidmet, ja ſein großes
Werk Alsatia illustrata gehoͤrt dem Leben
an, indem er die Vergangenheit wieder her¬
vorruft, verblichene Geſtalten auffriſcht, den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0077" n="69"/>
er beharrt bey &#x017F;einer Treue fu&#x0364;r Straßburg<lb/>
und den franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Hof. Seine unverru&#x0364;ck¬<lb/>
te deut&#x017F;che Redlichkeit wird auch dort aner¬<lb/>
kannt, man &#x017F;chu&#x0364;tzt ihn &#x017F;ogar gegen den ma&#x0364;ch¬<lb/>
tigen Pra&#x0364;tor Klingling, der ihn heimlich an¬<lb/>
feindet. Ge&#x017F;ellig und ge&#x017F;pra&#x0364;chig von Natur,<lb/>
verbreitet er &#x017F;ich wie im Wi&#x017F;&#x017F;en und Ge&#x017F;cha&#x0364;<lb/>
ten, &#x017F;o auch im Umgange, und man begriffe<lb/>
kaum, wo er alle Zeit hergenommen, wu&#x0364;߬<lb/>
ten wir nicht, daß eine Abneigung gegen die<lb/>
Frauen ihn durch &#x017F;ein ganzes Leben begleitet,<lb/>
wodurch er &#x017F;o manche Tage und Stunden<lb/>
gewann, welche von frauenhaft Ge&#x017F;innten<lb/>
glu&#x0364;cklich vergeudet werden.</p><lb/>
        <p>Uebrigens geho&#x0364;rt er auch als Autor dem<lb/>
gemeinen We&#x017F;en und als Redner der Menge.<lb/>
Seine Programme, &#x017F;eine Reden und Anre¬<lb/>
den &#x017F;ind dem be&#x017F;ondern Tag, der eintreten¬<lb/>
den Feyerlichkeit gewidmet, ja &#x017F;ein großes<lb/>
Werk <hi rendition="#aq">Alsatia illustrata</hi> geho&#x0364;rt dem Leben<lb/>
an, indem er die Vergangenheit wieder her¬<lb/>
vorruft, verblichene Ge&#x017F;talten auffri&#x017F;cht, den<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0077] er beharrt bey ſeiner Treue fuͤr Straßburg und den franzoͤſiſchen Hof. Seine unverruͤck¬ te deutſche Redlichkeit wird auch dort aner¬ kannt, man ſchuͤtzt ihn ſogar gegen den maͤch¬ tigen Praͤtor Klingling, der ihn heimlich an¬ feindet. Geſellig und geſpraͤchig von Natur, verbreitet er ſich wie im Wiſſen und Geſchaͤf¬ ten, ſo auch im Umgange, und man begriffe kaum, wo er alle Zeit hergenommen, wuͤ߬ ten wir nicht, daß eine Abneigung gegen die Frauen ihn durch ſein ganzes Leben begleitet, wodurch er ſo manche Tage und Stunden gewann, welche von frauenhaft Geſinnten gluͤcklich vergeudet werden. Uebrigens gehoͤrt er auch als Autor dem gemeinen Weſen und als Redner der Menge. Seine Programme, ſeine Reden und Anre¬ den ſind dem beſondern Tag, der eintreten¬ den Feyerlichkeit gewidmet, ja ſein großes Werk Alsatia illustrata gehoͤrt dem Leben an, indem er die Vergangenheit wieder her¬ vorruft, verblichene Geſtalten auffriſcht, den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/77
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/77>, abgerufen am 03.05.2024.