es den Begriff von Leerheit mit sich, und man bezeichnet damit billiger Weise nur ei¬ nen der die Freude an seinem Nichts, die Zufriedenheit mit einer hohlen Existenz nicht verbergen kann. Bey Zimmermann war ge¬ rade das Gegentheil, er hatte große Ver¬ dienste und kein inneres Behagen; wer sich aber an seinen Naturgaben nicht im Stillen erfreuen kann, wer sich bey Ausübung der¬ selben nicht selbst seinen Lohn dahin nimmt, sondern erst darauf wartet und hofft, daß Andere das Geleistete anerkennen und es ge¬ hörig würdigen sollen, der findet sich in einer übeln Lage; weil es nur allzu bekannt ist, daß die Menschen den Beyfall sehr spärlich austheilen, daß sie das Lob verkümmern, ja wenn es nur einigermaßen thunlich ist, in Tadel verwandeln. Wer ohne hierauf vorbe¬ reitet zu seyn, öffentlich auftritt, der kann nichts als Verdruß erwarten: denn wenn er das was von ihm ausgeht, auch nicht über¬
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es den Begriff von Leerheit mit ſich, und man bezeichnet damit billiger Weiſe nur ei¬ nen der die Freude an ſeinem Nichts, die Zufriedenheit mit einer hohlen Exiſtenz nicht verbergen kann. Bey Zimmermann war ge¬ rade das Gegentheil, er hatte große Ver¬ dienſte und kein inneres Behagen; wer ſich aber an ſeinen Naturgaben nicht im Stillen erfreuen kann, wer ſich bey Ausuͤbung der¬ ſelben nicht ſelbſt ſeinen Lohn dahin nimmt, ſondern erſt darauf wartet und hofft, daß Andere das Geleiſtete anerkennen und es ge¬ hoͤrig wuͤrdigen ſollen, der findet ſich in einer uͤbeln Lage; weil es nur allzu bekannt iſt, daß die Menſchen den Beyfall ſehr ſpaͤrlich austheilen, daß ſie das Lob verkuͤmmern, ja wenn es nur einigermaßen thunlich iſt, in Tadel verwandeln. Wer ohne hierauf vorbe¬ reitet zu ſeyn, oͤffentlich auftritt, der kann nichts als Verdruß erwarten: denn wenn er das was von ihm ausgeht, auch nicht uͤber¬
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es den Begriff von Leerheit mit ſich, und
man bezeichnet damit billiger Weiſe nur ei¬
nen der die Freude an ſeinem Nichts, die
Zufriedenheit mit einer hohlen Exiſtenz nicht
verbergen kann. Bey Zimmermann war ge¬
rade das Gegentheil, er hatte große Ver¬
dienſte und kein inneres Behagen; wer ſich
aber an ſeinen Naturgaben nicht im Stillen
erfreuen kann, wer ſich bey Ausuͤbung der¬
ſelben nicht ſelbſt ſeinen Lohn dahin nimmt,
ſondern erſt darauf wartet und hofft, daß
Andere das Geleiſtete anerkennen und es ge¬
hoͤrig wuͤrdigen ſollen, der findet ſich in einer
uͤbeln Lage; weil es nur allzu bekannt iſt,
daß die Menſchen den Beyfall ſehr ſpaͤrlich
austheilen, daß ſie das Lob verkuͤmmern, ja
wenn es nur einigermaßen thunlich iſt, in
Tadel verwandeln. Wer ohne hierauf vorbe¬
reitet zu ſeyn, oͤffentlich auftritt, der kann
nichts als Verdruß erwarten: denn wenn er
das was von ihm ausgeht, auch nicht uͤber¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/521>, abgerufen am 25.11.2024.
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