nicht zu verkennen. Er nannte mir seinen Namen von Knebel, und aus einer kur¬ zen Eröffnung vernahm ich, daß er, im preu¬ ßischen Dienste, bey einem längern Aufent¬ halt in Berlin und Potzdam, mit den dorti¬ gen Literatoren und der deutschen Literatur überhaupt ein gutes und thätiges Verhältniß angeknüpft habe. An Ramlern hatte er sich vorzüglich gehalten und dessen Art, Gedichte zu recitiren, angenommen. Auch war er ge¬ nau mit allem bekannt, was Götz geschrie¬ ben, der unter den Deutschen damals noch keinen Namen hatte. Durch seine Veran¬ staltung war die Mädchen-Insel dieses Dich¬ ters in Potzdam abgedruckt worden und so¬ gar dem König in die Hände gekommen, welcher sich günstig darüber geäußert ha¬ ben soll.
Kaum hatten wir diese allgemein deutschen literarischen Gegenstände durchgesprochen, als ich zu meinem Vergnügen erfuhr, daß er ge¬
nicht zu verkennen. Er nannte mir ſeinen Namen von Knebel, und aus einer kur¬ zen Eroͤffnung vernahm ich, daß er, im preu¬ ßiſchen Dienſte, bey einem laͤngern Aufent¬ halt in Berlin und Potzdam, mit den dorti¬ gen Literatoren und der deutſchen Literatur uͤberhaupt ein gutes und thaͤtiges Verhaͤltniß angeknuͤpft habe. An Ramlern hatte er ſich vorzuͤglich gehalten und deſſen Art, Gedichte zu recitiren, angenommen. Auch war er ge¬ nau mit allem bekannt, was Goͤtz geſchrie¬ ben, der unter den Deutſchen damals noch keinen Namen hatte. Durch ſeine Veran¬ ſtaltung war die Maͤdchen-Inſel dieſes Dich¬ ters in Potzdam abgedruckt worden und ſo¬ gar dem Koͤnig in die Haͤnde gekommen, welcher ſich guͤnſtig daruͤber geaͤußert ha¬ ben ſoll.
Kaum hatten wir dieſe allgemein deutſchen literariſchen Gegenſtaͤnde durchgeſprochen, als ich zu meinem Vergnuͤgen erfuhr, daß er ge¬
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[482/0490]
nicht zu verkennen. Er nannte mir ſeinen
Namen von Knebel, und aus einer kur¬
zen Eroͤffnung vernahm ich, daß er, im preu¬
ßiſchen Dienſte, bey einem laͤngern Aufent¬
halt in Berlin und Potzdam, mit den dorti¬
gen Literatoren und der deutſchen Literatur
uͤberhaupt ein gutes und thaͤtiges Verhaͤltniß
angeknuͤpft habe. An Ramlern hatte er ſich
vorzuͤglich gehalten und deſſen Art, Gedichte
zu recitiren, angenommen. Auch war er ge¬
nau mit allem bekannt, was Goͤtz geſchrie¬
ben, der unter den Deutſchen damals noch
keinen Namen hatte. Durch ſeine Veran¬
ſtaltung war die Maͤdchen-Inſel dieſes Dich¬
ters in Potzdam abgedruckt worden und ſo¬
gar dem Koͤnig in die Haͤnde gekommen,
welcher ſich guͤnſtig daruͤber geaͤußert ha¬
ben ſoll.
Kaum hatten wir dieſe allgemein deutſchen
literariſchen Gegenſtaͤnde durchgeſprochen, als
ich zu meinem Vergnuͤgen erfuhr, daß er ge¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/490>, abgerufen am 23.11.2024.
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