für die Abwechselung der Stimmen und die Macht der Chöre wohl gesorgt seyn.
Nachdem sich also Mahomet selbst bekehrt, theilt er diese Gefühle und Gesinnungen den Seinigen mit; seine Frau und Ali fallen ihm unbedingt zu. Im zweyten Act versucht er selbst, heftiger aber Ali, diesen Glauben in dem Stamme weiter auszubreiten. Hier zeigt sich Beystimmung und Widersetzlichkeit, nach Verschiedenheit der Character. Der Zwist be¬ ginnt, der Streit wird gewaltsam, und Ma¬ homet muß entfliehn. Im dritten Act be¬ zwingt er seine Gegner, macht seine Religion zur öffentlichen, reinigt die Kaaba von den Götzenbildern; weil aber doch nicht alles durch Kraft zu thun ist, so muß er auch zur List seine Zuflucht nehmen. Das Irdische wächst und breitet sich aus, das Göttliche tritt zu¬ rück und wird getrübt. Im vierten Acte ver¬ folgt Mahomet seine Eroberungen, die Lehre
fuͤr die Abwechſelung der Stimmen und die Macht der Choͤre wohl geſorgt ſeyn.
Nachdem ſich alſo Mahomet ſelbſt bekehrt, theilt er dieſe Gefuͤhle und Geſinnungen den Seinigen mit; ſeine Frau und Ali fallen ihm unbedingt zu. Im zweyten Act verſucht er ſelbſt, heftiger aber Ali, dieſen Glauben in dem Stamme weiter auszubreiten. Hier zeigt ſich Beyſtimmung und Widerſetzlichkeit, nach Verſchiedenheit der Character. Der Zwiſt be¬ ginnt, der Streit wird gewaltſam, und Ma¬ homet muß entfliehn. Im dritten Act be¬ zwingt er ſeine Gegner, macht ſeine Religion zur oͤffentlichen, reinigt die Kaaba von den Goͤtzenbildern; weil aber doch nicht alles durch Kraft zu thun iſt, ſo muß er auch zur Liſt ſeine Zuflucht nehmen. Das Irdiſche waͤchſt und breitet ſich aus, das Goͤttliche tritt zu¬ ruͤck und wird getruͤbt. Im vierten Acte ver¬ folgt Mahomet ſeine Eroberungen, die Lehre
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0462"n="454"/>
fuͤr die Abwechſelung der Stimmen und die<lb/>
Macht der Choͤre wohl geſorgt ſeyn.</p><lb/><p>Nachdem ſich alſo Mahomet ſelbſt bekehrt,<lb/>
theilt er dieſe Gefuͤhle und Geſinnungen den<lb/>
Seinigen mit; ſeine Frau und Ali fallen ihm<lb/>
unbedingt zu. Im zweyten Act verſucht er<lb/>ſelbſt, heftiger aber Ali, dieſen Glauben in<lb/>
dem Stamme weiter auszubreiten. Hier zeigt<lb/>ſich Beyſtimmung und Widerſetzlichkeit, nach<lb/>
Verſchiedenheit der Character. Der Zwiſt be¬<lb/>
ginnt, der Streit wird gewaltſam, und Ma¬<lb/>
homet muß entfliehn. Im dritten Act be¬<lb/>
zwingt er ſeine Gegner, macht ſeine Religion<lb/>
zur oͤffentlichen, reinigt die Kaaba von den<lb/>
Goͤtzenbildern; weil aber doch nicht alles durch<lb/>
Kraft zu thun iſt, ſo muß er auch zur Liſt<lb/>ſeine Zuflucht nehmen. Das Irdiſche waͤchſt<lb/>
und breitet ſich aus, das Goͤttliche tritt zu¬<lb/>
ruͤck und wird getruͤbt. Im vierten Acte ver¬<lb/>
folgt Mahomet ſeine Eroberungen, die Lehre<lb/></p></div></body></text></TEI>
[454/0462]
fuͤr die Abwechſelung der Stimmen und die
Macht der Choͤre wohl geſorgt ſeyn.
Nachdem ſich alſo Mahomet ſelbſt bekehrt,
theilt er dieſe Gefuͤhle und Geſinnungen den
Seinigen mit; ſeine Frau und Ali fallen ihm
unbedingt zu. Im zweyten Act verſucht er
ſelbſt, heftiger aber Ali, dieſen Glauben in
dem Stamme weiter auszubreiten. Hier zeigt
ſich Beyſtimmung und Widerſetzlichkeit, nach
Verſchiedenheit der Character. Der Zwiſt be¬
ginnt, der Streit wird gewaltſam, und Ma¬
homet muß entfliehn. Im dritten Act be¬
zwingt er ſeine Gegner, macht ſeine Religion
zur oͤffentlichen, reinigt die Kaaba von den
Goͤtzenbildern; weil aber doch nicht alles durch
Kraft zu thun iſt, ſo muß er auch zur Liſt
ſeine Zuflucht nehmen. Das Irdiſche waͤchſt
und breitet ſich aus, das Goͤttliche tritt zu¬
ruͤck und wird getruͤbt. Im vierten Acte ver¬
folgt Mahomet ſeine Eroberungen, die Lehre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/462>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.