so bleibt er deshalb doch innerlich einem ewi¬ gen Schwanken, von außen einer immer stö¬ renden Einwirkung ausgesetzt, bis er ein für allemal den Entschluß faßt, zu erklären, das Rechte sey das was ihm gemäß ist.
Unter die läßlichsten Versuche, sich etwas Höheres anzubilden, sich einem Höheren gleich zu stellen, gehört wohl der jugendliche Trieb, sich mit Romanenfiguren zu vergleichen. Er ist höchst unschuldig, und, was man auch dagegen eifern mag, höchst unschädlich. Er unterhält uns in Zeiten, wo wir vor Langer¬ weile umkommen oder zu leidenschaftlicher Un¬ terhaltung greifen müßten.
Wie oft wiederholt man nicht die Litaney vom Schaden der Romane, und was ist es denn für ein Unglück, wenn ein artiges Mädchen, ein hübscher junger Mann sich an die Stelle der Person setzt, der es besser und schlechter geht als ihm selbst? Ist denn
ſo bleibt er deshalb doch innerlich einem ewi¬ gen Schwanken, von außen einer immer ſtoͤ¬ renden Einwirkung ausgeſetzt, bis er ein fuͤr allemal den Entſchluß faßt, zu erklaͤren, das Rechte ſey das was ihm gemaͤß iſt.
Unter die laͤßlichſten Verſuche, ſich etwas Hoͤheres anzubilden, ſich einem Hoͤheren gleich zu ſtellen, gehoͤrt wohl der jugendliche Trieb, ſich mit Romanenfiguren zu vergleichen. Er iſt hoͤchſt unſchuldig, und, was man auch dagegen eifern mag, hoͤchſt unſchaͤdlich. Er unterhaͤlt uns in Zeiten, wo wir vor Langer¬ weile umkommen oder zu leidenſchaftlicher Un¬ terhaltung greifen muͤßten.
Wie oft wiederholt man nicht die Litaney vom Schaden der Romane, und was iſt es denn fuͤr ein Ungluͤck, wenn ein artiges Maͤdchen, ein huͤbſcher junger Mann ſich an die Stelle der Perſon ſetzt, der es beſſer und ſchlechter geht als ihm ſelbſt? Iſt denn
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ſo bleibt er deshalb doch innerlich einem ewi¬
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renden Einwirkung ausgeſetzt, bis er ein fuͤr
allemal den Entſchluß faßt, zu erklaͤren, das
Rechte ſey das was ihm gemaͤß iſt.
Unter die laͤßlichſten Verſuche, ſich etwas
Hoͤheres anzubilden, ſich einem Hoͤheren gleich
zu ſtellen, gehoͤrt wohl der jugendliche Trieb,
ſich mit Romanenfiguren zu vergleichen. Er
iſt hoͤchſt unſchuldig, und, was man auch
dagegen eifern mag, hoͤchſt unſchaͤdlich. Er
unterhaͤlt uns in Zeiten, wo wir vor Langer¬
weile umkommen oder zu leidenſchaftlicher Un¬
terhaltung greifen muͤßten.
Wie oft wiederholt man nicht die Litaney
vom Schaden der Romane, und was iſt es
denn fuͤr ein Ungluͤck, wenn ein artiges
Maͤdchen, ein huͤbſcher junger Mann ſich an
die Stelle der Perſon ſetzt, der es beſſer
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/46>, abgerufen am 21.11.2024.
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