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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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Die weitere Fahrt rheinabwärts ging froh
und glücklich von statten. Die Ausbreitung
des Flusses ladet auch das Gemüth ein, sich
auszubreiten und nach der Ferne zu sehen.
Wir gelangten nach Düsseldorf und von da
nach Pempelfort, dem angenehmsten und hei¬
tersten Aufenthalt, wo ein geräumiges Wohn¬
gebäude an weite wohlunterhaltene Gärten
stoßend, einen sinnlichen und sittigen Kreis
versammelte. Die Familienglieder waren zahl¬
reich und an Fremden fehlte es nie, die sich
in diesen reichlichen und angenehmen Verhält¬
nissen gar wohl gefielen.

In der Düsseldorfer Gallerie konnte mei¬
ne Vorliebe für die niederländische Schule
reichliche Nahrung finden. Der tüchtigen,
derben, von Naturfülle glänzenden Bilder
fanden sich ganze Säle, und wenn auch nicht
eben meine Einsicht vermehrt wurde, meine
Kenntniß ward doch bereichert und meine Lieb¬
haberey bestärkt.

Die weitere Fahrt rheinabwaͤrts ging froh
und gluͤcklich von ſtatten. Die Ausbreitung
des Fluſſes ladet auch das Gemuͤth ein, ſich
auszubreiten und nach der Ferne zu ſehen.
Wir gelangten nach Duͤſſeldorf und von da
nach Pempelfort, dem angenehmſten und hei¬
terſten Aufenthalt, wo ein geraͤumiges Wohn¬
gebaͤude an weite wohlunterhaltene Gaͤrten
ſtoßend, einen ſinnlichen und ſittigen Kreis
verſammelte. Die Familienglieder waren zahl¬
reich und an Fremden fehlte es nie, die ſich
in dieſen reichlichen und angenehmen Verhaͤlt¬
niſſen gar wohl gefielen.

In der Duͤſſeldorfer Gallerie konnte mei¬
ne Vorliebe fuͤr die niederlaͤndiſche Schule
reichliche Nahrung finden. Der tuͤchtigen,
derben, von Naturfuͤlle glaͤnzenden Bilder
fanden ſich ganze Saͤle, und wenn auch nicht
eben meine Einſicht vermehrt wurde, meine
Kenntniß ward doch bereichert und meine Lieb¬
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[446/0454] Die weitere Fahrt rheinabwaͤrts ging froh und gluͤcklich von ſtatten. Die Ausbreitung des Fluſſes ladet auch das Gemuͤth ein, ſich auszubreiten und nach der Ferne zu ſehen. Wir gelangten nach Duͤſſeldorf und von da nach Pempelfort, dem angenehmſten und hei¬ terſten Aufenthalt, wo ein geraͤumiges Wohn¬ gebaͤude an weite wohlunterhaltene Gaͤrten ſtoßend, einen ſinnlichen und ſittigen Kreis verſammelte. Die Familienglieder waren zahl¬ reich und an Fremden fehlte es nie, die ſich in dieſen reichlichen und angenehmen Verhaͤlt¬ niſſen gar wohl gefielen. In der Duͤſſeldorfer Gallerie konnte mei¬ ne Vorliebe fuͤr die niederlaͤndiſche Schule reichliche Nahrung finden. Der tuͤchtigen, derben, von Naturfuͤlle glaͤnzenden Bilder fanden ſich ganze Saͤle, und wenn auch nicht eben meine Einſicht vermehrt wurde, meine Kenntniß ward doch bereichert und meine Lieb¬ haberey beſtaͤrkt.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/454>, abgerufen am 10.05.2024.