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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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gebieterisch zu, er solle weiter fahren! Base¬
dow, überrascht, konnte kaum mit heiserer
Stimme das Gegentheil hervorbringen. Ich
trieb den Kutscher nur heftiger an, der mir
gehorchte. Basedow verwünschte mich, und
hätte gern mit Fäusten zugeschlagen; ich aber
erwiederte ihm mit der größten Gelassenheit:
Vater, seyd ruhig! Ihr habt mir großen
Dank zu sagen. Glücklicher Weise saht Ihr
das Bierzeichen nicht! Es ist aus zwey ver¬
schränkten Triangeln zusammengesetzt. Nun
werdet Ihr über Einen Triangel gewöhnlich
schon toll; wären Euch die beyden zu Ge¬
sicht gekommen, man hätte Euch müssen an
Ketten legen. Dieser Spaß brachte ihn zu
einem unmäßigen Gelächter, zwischendurch
schalt und verwünschte er mich, und Lavater
übte seine Geduld an dem alten und jungen
Thoren.

Als nun in der Hälfte des Juli Lavater
sich zur Abreise bereitete, fand Basedow

gebieteriſch zu, er ſolle weiter fahren! Baſe¬
dow, uͤberraſcht, konnte kaum mit heiſerer
Stimme das Gegentheil hervorbringen. Ich
trieb den Kutſcher nur heftiger an, der mir
gehorchte. Baſedow verwuͤnſchte mich, und
haͤtte gern mit Faͤuſten zugeſchlagen; ich aber
erwiederte ihm mit der groͤßten Gelaſſenheit:
Vater, ſeyd ruhig! Ihr habt mir großen
Dank zu ſagen. Gluͤcklicher Weiſe ſaht Ihr
das Bierzeichen nicht! Es iſt aus zwey ver¬
ſchraͤnkten Triangeln zuſammengeſetzt. Nun
werdet Ihr uͤber Einen Triangel gewoͤhnlich
ſchon toll; waͤren Euch die beyden zu Ge¬
ſicht gekommen, man haͤtte Euch muͤſſen an
Ketten legen. Dieſer Spaß brachte ihn zu
einem unmaͤßigen Gelaͤchter, zwiſchendurch
ſchalt und verwuͤnſchte er mich, und Lavater
uͤbte ſeine Geduld an dem alten und jungen
Thoren.

Als nun in der Haͤlfte des Juli Lavater
ſich zur Abreiſe bereitete, fand Baſedow

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[427/0435] gebieteriſch zu, er ſolle weiter fahren! Baſe¬ dow, uͤberraſcht, konnte kaum mit heiſerer Stimme das Gegentheil hervorbringen. Ich trieb den Kutſcher nur heftiger an, der mir gehorchte. Baſedow verwuͤnſchte mich, und haͤtte gern mit Faͤuſten zugeſchlagen; ich aber erwiederte ihm mit der groͤßten Gelaſſenheit: Vater, ſeyd ruhig! Ihr habt mir großen Dank zu ſagen. Gluͤcklicher Weiſe ſaht Ihr das Bierzeichen nicht! Es iſt aus zwey ver¬ ſchraͤnkten Triangeln zuſammengeſetzt. Nun werdet Ihr uͤber Einen Triangel gewoͤhnlich ſchon toll; waͤren Euch die beyden zu Ge¬ ſicht gekommen, man haͤtte Euch muͤſſen an Ketten legen. Dieſer Spaß brachte ihn zu einem unmaͤßigen Gelaͤchter, zwiſchendurch ſchalt und verwuͤnſchte er mich, und Lavater uͤbte ſeine Geduld an dem alten und jungen Thoren. Als nun in der Haͤlfte des Juli Lavater ſich zur Abreiſe bereitete, fand Baſedow

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/435>, abgerufen am 24.11.2024.