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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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ort Lottens bezeugen, welchem Ansinnen ich
mich nicht auf die artigste Weise entzog, da¬
gegen die Kinder um mich versammelte, um
ihnen recht seltsame Mährchen zu erzählen,
welche aus lauter bekannten Gegenständen zu¬
sammengesonnen waren; wobey ich den gro¬
ßen Vortheil hatte, daß kein Glied meines
Hörkreises mich etwa zudringlich gefragt hät¬
te, was denn wohl daran für Wahrheit oder
Dichtung zu halten seyn möchte.

Basedow brachte das Einzige vor das
Noth sey, nämlich eine bessere Erziehung der
Jugend; weshalb er die Vornehmen und
Begüterten zu ansehnlichen Beyträgen auffor¬
derte. Kaum aber hatte er, durch Gründe
sowohl als durch leidenschaftliche Beredsam¬
keit, die Gemüther wo nicht sich zugewendet,
doch zum guten Willen vorbereitet, als ihn
der böse antitrinitarische Geist ergriff, und
er, ohne das mindeste Gefühl wo er sich be¬
finde, in die wunderlichsten Reden ausbrach,

ort Lottens bezeugen, welchem Anſinnen ich
mich nicht auf die artigſte Weiſe entzog, da¬
gegen die Kinder um mich verſammelte, um
ihnen recht ſeltſame Maͤhrchen zu erzaͤhlen,
welche aus lauter bekannten Gegenſtaͤnden zu¬
ſammengeſonnen waren; wobey ich den gro¬
ßen Vortheil hatte, daß kein Glied meines
Hoͤrkreiſes mich etwa zudringlich gefragt haͤt¬
te, was denn wohl daran fuͤr Wahrheit oder
Dichtung zu halten ſeyn moͤchte.

Baſedow brachte das Einzige vor das
Noth ſey, naͤmlich eine beſſere Erziehung der
Jugend; weshalb er die Vornehmen und
Beguͤterten zu anſehnlichen Beytraͤgen auffor¬
derte. Kaum aber hatte er, durch Gruͤnde
ſowohl als durch leidenſchaftliche Beredſam¬
keit, die Gemuͤther wo nicht ſich zugewendet,
doch zum guten Willen vorbereitet, als ihn
der boͤſe antitrinitariſche Geiſt ergriff, und
er, ohne das mindeſte Gefuͤhl wo er ſich be¬
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[425/0433] ort Lottens bezeugen, welchem Anſinnen ich mich nicht auf die artigſte Weiſe entzog, da¬ gegen die Kinder um mich verſammelte, um ihnen recht ſeltſame Maͤhrchen zu erzaͤhlen, welche aus lauter bekannten Gegenſtaͤnden zu¬ ſammengeſonnen waren; wobey ich den gro¬ ßen Vortheil hatte, daß kein Glied meines Hoͤrkreiſes mich etwa zudringlich gefragt haͤt¬ te, was denn wohl daran fuͤr Wahrheit oder Dichtung zu halten ſeyn moͤchte. Baſedow brachte das Einzige vor das Noth ſey, naͤmlich eine beſſere Erziehung der Jugend; weshalb er die Vornehmen und Beguͤterten zu anſehnlichen Beytraͤgen auffor¬ derte. Kaum aber hatte er, durch Gruͤnde ſowohl als durch leidenſchaftliche Beredſam¬ keit, die Gemuͤther wo nicht ſich zugewendet, doch zum guten Willen vorbereitet, als ihn der boͤſe antitrinitariſche Geiſt ergriff, und er, ohne das mindeſte Gefuͤhl wo er ſich be¬ finde, in die wunderlichſten Reden ausbrach,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/433>, abgerufen am 24.11.2024.