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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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Als ich nun mancherley Vorschläge, wie
ich dieß anzufangen gedächte, Merken vorzu¬
tragen anfing, spottete er mein und fragte,
was denn das ewige Arbeiten und Umarbei¬
ten heißen solle? Die Sache werde dadurch
nur anders und selten besser; man müsse sehn,
was das Eine für Wirkung thue, und dann
immer wieder was Neues unternehmen. --
"Bey Zeit auf die Zäun', so trocknen die Win¬
deln"! rief er sprüchwörtlich aus; das Säu¬
men und Zaudern mache nur unsichere Men¬
schen. Ich erwiederte ihm dagegen, daß es
mir unangenehm seyn würde, eine Arbeit, an
die ich so viele Neigung verwendet, einem
Buchhändler anzubieten, und mir vielleicht
gar eine abschlägliche Antwort zu holen: denn
wie sollten sie einen jungen, namenlosen und
noch dazu verwegenen Schriftsteller beurthei¬
len? Schon meine Mitschuldigen, auf die ich
etwas hielt, hätte ich, als meine Scheu vor
der Presse nach und nach verschwand, gern

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Als ich nun mancherley Vorſchlaͤge, wie
ich dieß anzufangen gedaͤchte, Merken vorzu¬
tragen anfing, ſpottete er mein und fragte,
was denn das ewige Arbeiten und Umarbei¬
ten heißen ſolle? Die Sache werde dadurch
nur anders und ſelten beſſer; man muͤſſe ſehn,
was das Eine fuͤr Wirkung thue, und dann
immer wieder was Neues unternehmen. —
„Bey Zeit auf die Zaͤun’, ſo trocknen die Win¬
deln“! rief er ſpruͤchwoͤrtlich aus; das Saͤu¬
men und Zaudern mache nur unſichere Men¬
ſchen. Ich erwiederte ihm dagegen, daß es
mir unangenehm ſeyn wuͤrde, eine Arbeit, an
die ich ſo viele Neigung verwendet, einem
Buchhaͤndler anzubieten, und mir vielleicht
gar eine abſchlaͤgliche Antwort zu holen: denn
wie ſollten ſie einen jungen, namenloſen und
noch dazu verwegenen Schriftſteller beurthei¬
len? Schon meine Mitſchuldigen, auf die ich
etwas hielt, haͤtte ich, als meine Scheu vor
der Preſſe nach und nach verſchwand, gern

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[307/0315] Als ich nun mancherley Vorſchlaͤge, wie ich dieß anzufangen gedaͤchte, Merken vorzu¬ tragen anfing, ſpottete er mein und fragte, was denn das ewige Arbeiten und Umarbei¬ ten heißen ſolle? Die Sache werde dadurch nur anders und ſelten beſſer; man muͤſſe ſehn, was das Eine fuͤr Wirkung thue, und dann immer wieder was Neues unternehmen. — „Bey Zeit auf die Zaͤun’, ſo trocknen die Win¬ deln“! rief er ſpruͤchwoͤrtlich aus; das Saͤu¬ men und Zaudern mache nur unſichere Men¬ ſchen. Ich erwiederte ihm dagegen, daß es mir unangenehm ſeyn wuͤrde, eine Arbeit, an die ich ſo viele Neigung verwendet, einem Buchhaͤndler anzubieten, und mir vielleicht gar eine abſchlaͤgliche Antwort zu holen: denn wie ſollten ſie einen jungen, namenloſen und noch dazu verwegenen Schriftſteller beurthei¬ len? Schon meine Mitſchuldigen, auf die ich etwas hielt, haͤtte ich, als meine Scheu vor der Preſſe nach und nach verſchwand, gern 20 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/315>, abgerufen am 23.11.2024.