ich Schlossern gewiß erwartete, dessen Pünct¬ lichkeit mir bekannt war. Dieser kam auch wirklich, ward von seinem Freund bewillkomm¬ net, und nahm, als er mich von der Seite angesehn, wenig Notiz von mir. Höpfner aber zog mich ins Gespräch und zeigte sich durchaus als einen humanen wohlwollenden Mann. Endlich empfahl ich mich und eilte nach dem Wirthshause, wo ich mit Merken einige flüchtige Worte wechselte und das Wei¬ tere verabredete.
Die Freunde hatten sich vorgenommen, Höpfnern zu Tische zu bitten und zugleich je¬ nen Philipp Heinrich Schmidt, der in dem deutschen Literarwesen zwar eine sehr unterge¬ ordnete, aber doch eine Rolle spielte. Auf diesen war der Handel eigentlich angelegt, und er sollte für manches was er gesündigt hatte, auf eine lustige Weise bestraft werden. Als die Gäste sich in dem Speisesaale versammelt hatten, ließ ich durch den Kellner fragen, ob
ich Schloſſern gewiß erwartete, deſſen Puͤnct¬ lichkeit mir bekannt war. Dieſer kam auch wirklich, ward von ſeinem Freund bewillkomm¬ net, und nahm, als er mich von der Seite angeſehn, wenig Notiz von mir. Hoͤpfner aber zog mich ins Geſpraͤch und zeigte ſich durchaus als einen humanen wohlwollenden Mann. Endlich empfahl ich mich und eilte nach dem Wirthshauſe, wo ich mit Merken einige fluͤchtige Worte wechſelte und das Wei¬ tere verabredete.
Die Freunde hatten ſich vorgenommen, Hoͤpfnern zu Tiſche zu bitten und zugleich je¬ nen Philipp Heinrich Schmidt, der in dem deutſchen Literarweſen zwar eine ſehr unterge¬ ordnete, aber doch eine Rolle ſpielte. Auf dieſen war der Handel eigentlich angelegt, und er ſollte fuͤr manches was er geſuͤndigt hatte, auf eine luſtige Weiſe beſtraft werden. Als die Gaͤſte ſich in dem Speiſeſaale verſammelt hatten, ließ ich durch den Kellner fragen, ob
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0252"n="244"/>
ich Schloſſern gewiß erwartete, deſſen Puͤnct¬<lb/>
lichkeit mir bekannt war. Dieſer kam auch<lb/>
wirklich, ward von ſeinem Freund bewillkomm¬<lb/>
net, und nahm, als er mich von der Seite<lb/>
angeſehn, wenig Notiz von mir. Hoͤpfner<lb/>
aber zog mich ins Geſpraͤch und zeigte ſich<lb/>
durchaus als einen humanen wohlwollenden<lb/>
Mann. Endlich empfahl ich mich und eilte<lb/>
nach dem Wirthshauſe, wo ich mit Merken<lb/>
einige fluͤchtige Worte wechſelte und das Wei¬<lb/>
tere verabredete.</p><lb/><p>Die Freunde hatten ſich vorgenommen,<lb/>
Hoͤpfnern zu Tiſche zu bitten und zugleich je¬<lb/>
nen Philipp Heinrich <hirendition="#g">Schmidt</hi>, der in dem<lb/>
deutſchen Literarweſen zwar eine ſehr unterge¬<lb/>
ordnete, aber doch eine Rolle ſpielte. Auf<lb/>
dieſen war der Handel eigentlich angelegt, und<lb/>
er ſollte fuͤr manches was er geſuͤndigt hatte,<lb/>
auf eine luſtige Weiſe beſtraft werden. Als<lb/>
die Gaͤſte ſich in dem Speiſeſaale verſammelt<lb/>
hatten, ließ ich durch den Kellner fragen, ob<lb/></p></div></body></text></TEI>
[244/0252]
ich Schloſſern gewiß erwartete, deſſen Puͤnct¬
lichkeit mir bekannt war. Dieſer kam auch
wirklich, ward von ſeinem Freund bewillkomm¬
net, und nahm, als er mich von der Seite
angeſehn, wenig Notiz von mir. Hoͤpfner
aber zog mich ins Geſpraͤch und zeigte ſich
durchaus als einen humanen wohlwollenden
Mann. Endlich empfahl ich mich und eilte
nach dem Wirthshauſe, wo ich mit Merken
einige fluͤchtige Worte wechſelte und das Wei¬
tere verabredete.
Die Freunde hatten ſich vorgenommen,
Hoͤpfnern zu Tiſche zu bitten und zugleich je¬
nen Philipp Heinrich Schmidt, der in dem
deutſchen Literarweſen zwar eine ſehr unterge¬
ordnete, aber doch eine Rolle ſpielte. Auf
dieſen war der Handel eigentlich angelegt, und
er ſollte fuͤr manches was er geſuͤndigt hatte,
auf eine luſtige Weiſe beſtraft werden. Als
die Gaͤſte ſich in dem Speiſeſaale verſammelt
hatten, ließ ich durch den Kellner fragen, ob
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/252>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.