mehr Wirkung gethan und die vaterländischen Freunde der Kunst früher aufmerksam gemacht; so aber verhüllte ich, durch Hamans und Her¬ ders Beyspiel verführt, diese ganz einfachen Gedanken und Betrachtungen in eine Staub¬ wolke von seltsamen Worten und Phrasen, und verfinsterte das Licht das mir aufgegan¬ gen war, für mich und andere. Demunge¬ achtet wurden diese Blätter gut aufgenom¬ men und in dem Herderschen Heft von deutscher Art und Kunst nochmals ab¬ gedruckt.
Wenn ich mich nun, theils aus Neigung, theils zu dichterischen und andern Zwecken, mit vaterländischen Alterthümern sehr gern beschäftigte und sie mir zu vergegenwärtigen suchte; so ward ich durch die biblischen Stu¬ dien und durch religiöse Anklänge von Zeit zu Zeit wieder abgelenkt, da ja Luthers Leben und Thaten, die in dem sechzehnten Jahrhun¬ dert so herrlich hervorglänzen, mich immer
mehr Wirkung gethan und die vaterlaͤndiſchen Freunde der Kunſt fruͤher aufmerkſam gemacht; ſo aber verhuͤllte ich, durch Hamans und Her¬ ders Beyſpiel verfuͤhrt, dieſe ganz einfachen Gedanken und Betrachtungen in eine Staub¬ wolke von ſeltſamen Worten und Phraſen, und verfinſterte das Licht das mir aufgegan¬ gen war, fuͤr mich und andere. Demunge¬ achtet wurden dieſe Blaͤtter gut aufgenom¬ men und in dem Herderſchen Heft von deutſcher Art und Kunſt nochmals ab¬ gedruckt.
Wenn ich mich nun, theils aus Neigung, theils zu dichteriſchen und andern Zwecken, mit vaterlaͤndiſchen Alterthuͤmern ſehr gern beſchaͤftigte und ſie mir zu vergegenwaͤrtigen ſuchte; ſo ward ich durch die bibliſchen Stu¬ dien und durch religioͤſe Anklaͤnge von Zeit zu Zeit wieder abgelenkt, da ja Luthers Leben und Thaten, die in dem ſechzehnten Jahrhun¬ dert ſo herrlich hervorglaͤnzen, mich immer
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mehr Wirkung gethan und die vaterlaͤndiſchen
Freunde der Kunſt fruͤher aufmerkſam gemacht;
ſo aber verhuͤllte ich, durch Hamans und Her¬
ders Beyſpiel verfuͤhrt, dieſe ganz einfachen
Gedanken und Betrachtungen in eine Staub¬
wolke von ſeltſamen Worten und Phraſen,
und verfinſterte das Licht das mir aufgegan¬
gen war, fuͤr mich und andere. Demunge¬
achtet wurden dieſe Blaͤtter gut aufgenom¬
men und in dem Herderſchen Heft von
deutſcher Art und Kunſt nochmals ab¬
gedruckt.
Wenn ich mich nun, theils aus Neigung,
theils zu dichteriſchen und andern Zwecken,
mit vaterlaͤndiſchen Alterthuͤmern ſehr gern
beſchaͤftigte und ſie mir zu vergegenwaͤrtigen
ſuchte; ſo ward ich durch die bibliſchen Stu¬
dien und durch religioͤſe Anklaͤnge von Zeit zu
Zeit wieder abgelenkt, da ja Luthers Leben
und Thaten, die in dem ſechzehnten Jahrhun¬
dert ſo herrlich hervorglaͤnzen, mich immer
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/158>, abgerufen am 02.05.2024.
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