rung schützen, und mit Mauern überall umge¬ ben müssen, haben den Genius zu verehren, der Mittel fand, massiven Wänden Mannig¬ faltigkeit zu geben, sie dem Scheine nach zu durchbrechen und das Auge würdig und erfreu¬ lich auf, der großen Fläche zu beschäftigen. Dasselbe galt von den Thürmen, welche nicht, wie die Kuppeln, nach innen einen Himmel bilden, sondern außen gen Himmel streben, und das Daseyn des Heiligthums, das sich an ihre Base gelagert, weit umher den Län¬ dern verkünden sollten. Das Innere dieser würdigen Gebäude wagte ich nur durch poe¬ tisches Anschauen und durch fromme Stim¬ mung zu berühren.
Hätte ich diese Ansichten, denen ich ihren Werth nicht absprechen will, klar und deut¬ lich, in vernehmlichem Stil abzufassen be¬ liebt, so hätte der Druckbogen von deut¬ scher BaukunstD. M. Erwini a Stein¬ bach schon damals als ich ihn herausgab,
rung ſchuͤtzen, und mit Mauern uͤberall umge¬ ben muͤſſen, haben den Genius zu verehren, der Mittel fand, maſſiven Waͤnden Mannig¬ faltigkeit zu geben, ſie dem Scheine nach zu durchbrechen und das Auge wuͤrdig und erfreu¬ lich auf, der großen Flaͤche zu beſchaͤftigen. Daſſelbe galt von den Thuͤrmen, welche nicht, wie die Kuppeln, nach innen einen Himmel bilden, ſondern außen gen Himmel ſtreben, und das Daſeyn des Heiligthums, das ſich an ihre Baſe gelagert, weit umher den Laͤn¬ dern verkuͤnden ſollten. Das Innere dieſer wuͤrdigen Gebaͤude wagte ich nur durch poe¬ tiſches Anſchauen und durch fromme Stim¬ mung zu beruͤhren.
Haͤtte ich dieſe Anſichten, denen ich ihren Werth nicht abſprechen will, klar und deut¬ lich, in vernehmlichem Stil abzufaſſen be¬ liebt, ſo haͤtte der Druckbogen von deut¬ ſcher BaukunſtD. M. Erwini a Stein¬ bach ſchon damals als ich ihn herausgab,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0157"n="149"/>
rung ſchuͤtzen, und mit Mauern uͤberall umge¬<lb/>
ben muͤſſen, haben den Genius zu verehren,<lb/>
der Mittel fand, maſſiven Waͤnden Mannig¬<lb/>
faltigkeit zu geben, ſie dem Scheine nach zu<lb/>
durchbrechen und das Auge wuͤrdig und erfreu¬<lb/>
lich auf, der großen Flaͤche zu beſchaͤftigen.<lb/>
Daſſelbe galt von den Thuͤrmen, welche nicht,<lb/>
wie die Kuppeln, nach innen einen Himmel<lb/>
bilden, ſondern außen gen Himmel ſtreben,<lb/>
und das Daſeyn des Heiligthums, das ſich<lb/>
an ihre Baſe gelagert, weit umher den Laͤn¬<lb/>
dern verkuͤnden ſollten. Das Innere dieſer<lb/>
wuͤrdigen Gebaͤude wagte ich nur durch poe¬<lb/>
tiſches Anſchauen und durch fromme Stim¬<lb/>
mung zu beruͤhren.</p><lb/><p>Haͤtte ich dieſe Anſichten, denen ich ihren<lb/>
Werth nicht abſprechen will, klar und deut¬<lb/>
lich, in vernehmlichem Stil abzufaſſen be¬<lb/>
liebt, ſo haͤtte der Druckbogen <hirendition="#g">von deut¬<lb/>ſcher Baukunſt</hi><hirendition="#aq">D. M. Erwini a Stein</hi>¬<lb/><hirendition="#aq">bach</hi>ſchon damals als ich ihn herausgab,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[149/0157]
rung ſchuͤtzen, und mit Mauern uͤberall umge¬
ben muͤſſen, haben den Genius zu verehren,
der Mittel fand, maſſiven Waͤnden Mannig¬
faltigkeit zu geben, ſie dem Scheine nach zu
durchbrechen und das Auge wuͤrdig und erfreu¬
lich auf, der großen Flaͤche zu beſchaͤftigen.
Daſſelbe galt von den Thuͤrmen, welche nicht,
wie die Kuppeln, nach innen einen Himmel
bilden, ſondern außen gen Himmel ſtreben,
und das Daſeyn des Heiligthums, das ſich
an ihre Baſe gelagert, weit umher den Laͤn¬
dern verkuͤnden ſollten. Das Innere dieſer
wuͤrdigen Gebaͤude wagte ich nur durch poe¬
tiſches Anſchauen und durch fromme Stim¬
mung zu beruͤhren.
Haͤtte ich dieſe Anſichten, denen ich ihren
Werth nicht abſprechen will, klar und deut¬
lich, in vernehmlichem Stil abzufaſſen be¬
liebt, ſo haͤtte der Druckbogen von deut¬
ſcher Baukunſt D. M. Erwini a Stein¬
bach ſchon damals als ich ihn herausgab,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/157>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.