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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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etwas nützlich gewesen wäre. Da er nun von
jeher alles mit eigener Hand schrieb und spä¬
ter die Bequemlichkeit hatte, jenem jungen
Hausgenossen in die Feder zu dictiren; so
fand er am vortheilhaftesten, Schneider zu
Bedienten zu haben, welche die Stunden gut
anwenden mußten, indem sie nicht allein ihre
Livreyen, sondern auch die Kleider für Vater
und Kinder zu fertigen, nicht weniger alles
Flickwerk zu besorgen hatten. Mein Vater
war selbst um die besten Tücher und Zeuge
bemüht, indem er auf den Messen von aus¬
wärtigen Handelsherren feine Waare bezog
und sie in seinen Vorrath legte; wie ich mich
denn noch recht wohl erinnere, daß er die
Herrn von Löwenicht von Aachen jederzeit be¬
suchte, und mich von meiner frühesten Ju¬
gend an mit diesen und anderen vorzüglichen
Handelsherren bekannt machte.

Für die Tüchtigkeit des Zeugs war also
gesorgt und genugsamer Vorrath verschiedener

etwas nuͤtzlich geweſen waͤre. Da er nun von
jeher alles mit eigener Hand ſchrieb und ſpaͤ¬
ter die Bequemlichkeit hatte, jenem jungen
Hausgenoſſen in die Feder zu dictiren; ſo
fand er am vortheilhafteſten, Schneider zu
Bedienten zu haben, welche die Stunden gut
anwenden mußten, indem ſie nicht allein ihre
Livreyen, ſondern auch die Kleider fuͤr Vater
und Kinder zu fertigen, nicht weniger alles
Flickwerk zu beſorgen hatten. Mein Vater
war ſelbſt um die beſten Tuͤcher und Zeuge
bemuͤht, indem er auf den Meſſen von aus¬
waͤrtigen Handelsherren feine Waare bezog
und ſie in ſeinen Vorrath legte; wie ich mich
denn noch recht wohl erinnere, daß er die
Herrn von Loͤwenicht von Aachen jederzeit be¬
ſuchte, und mich von meiner fruͤheſten Ju¬
gend an mit dieſen und anderen vorzuͤglichen
Handelsherren bekannt machte.

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[82/0090] etwas nuͤtzlich geweſen waͤre. Da er nun von jeher alles mit eigener Hand ſchrieb und ſpaͤ¬ ter die Bequemlichkeit hatte, jenem jungen Hausgenoſſen in die Feder zu dictiren; ſo fand er am vortheilhafteſten, Schneider zu Bedienten zu haben, welche die Stunden gut anwenden mußten, indem ſie nicht allein ihre Livreyen, ſondern auch die Kleider fuͤr Vater und Kinder zu fertigen, nicht weniger alles Flickwerk zu beſorgen hatten. Mein Vater war ſelbſt um die beſten Tuͤcher und Zeuge bemuͤht, indem er auf den Meſſen von aus¬ waͤrtigen Handelsherren feine Waare bezog und ſie in ſeinen Vorrath legte; wie ich mich denn noch recht wohl erinnere, daß er die Herrn von Loͤwenicht von Aachen jederzeit be¬ ſuchte, und mich von meiner fruͤheſten Ju¬ gend an mit dieſen und anderen vorzuͤglichen Handelsherren bekannt machte. Fuͤr die Tuͤchtigkeit des Zeugs war alſo geſorgt und genugſamer Vorrath verſchiedener

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/90>, abgerufen am 19.05.2024.