Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.ches Wunderliche in Lehr und Leben schon Eine Hauptüberzeugung aber, die sich im¬ ches Wunderliche in Lehr und Leben ſchon Eine Hauptuͤberzeugung aber, die ſich im¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0064" n="56"/> ches Wunderliche in Lehr und Leben ſchon<lb/> mochte vorgekommen ſeyn. Durch dieſen an¬<lb/> haltenden und haſtigen, Tag und Nacht fort¬<lb/> geſetzten Fleiß verwirrte ich mich eher als ich<lb/> mich bildete; ich verlor mich aber in ein noch<lb/> groͤßeres Labyrinth, als ich <hi rendition="#g">Bayle'n</hi> in mei¬<lb/> nes Vaters Bibliothek fand und mich in den¬<lb/> ſelben vertiefte.</p><lb/> <p>Eine Hauptuͤberzeugung aber, die ſich im¬<lb/> mer in mir erneuerte, war die Wichtigkeit<lb/> der alten Sprachen: denn ſo viel draͤngte ſich<lb/> mir aus dem litterariſchen Wirrwarr immer<lb/> wieder entgegen, daß in ihnen alle Muſter<lb/> der Redekuͤnſte und zugleich alles andere Wuͤr¬<lb/> dige, was die Welt jemals beſeſſen, aufbe¬<lb/> wahrt ſey. Das Hebraͤiſche ſo wie die bibli¬<lb/> ſchen Studien waren in den Hintergrund ge¬<lb/> treten, das Griechiſche gleichfalls, da meine<lb/> Kenntniſſe deſſelben ſich nicht uͤber das neue<lb/> Teſtament hinaus erſtreckten. Deſto ernſtli¬<lb/> cher hielt ich mich ans Lateiniſche, deſſen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0064]
ches Wunderliche in Lehr und Leben ſchon
mochte vorgekommen ſeyn. Durch dieſen an¬
haltenden und haſtigen, Tag und Nacht fort¬
geſetzten Fleiß verwirrte ich mich eher als ich
mich bildete; ich verlor mich aber in ein noch
groͤßeres Labyrinth, als ich Bayle'n in mei¬
nes Vaters Bibliothek fand und mich in den¬
ſelben vertiefte.
Eine Hauptuͤberzeugung aber, die ſich im¬
mer in mir erneuerte, war die Wichtigkeit
der alten Sprachen: denn ſo viel draͤngte ſich
mir aus dem litterariſchen Wirrwarr immer
wieder entgegen, daß in ihnen alle Muſter
der Redekuͤnſte und zugleich alles andere Wuͤr¬
dige, was die Welt jemals beſeſſen, aufbe¬
wahrt ſey. Das Hebraͤiſche ſo wie die bibli¬
ſchen Studien waren in den Hintergrund ge¬
treten, das Griechiſche gleichfalls, da meine
Kenntniſſe deſſelben ſich nicht uͤber das neue
Teſtament hinaus erſtreckten. Deſto ernſtli¬
cher hielt ich mich ans Lateiniſche, deſſen
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