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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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seinem Hierseyn, auf die Jagd zu gehen
pflege. Allein ich lehnte es ab, äußerlich
zwar mit allerley Späßen, aber innerlich mit
dem eitlen Gefühl, daß ich den guten Ein¬
druck, den ich als Bauer gemacht, nicht wie¬
der durch den Vetter zerstören wolle. Der
Vater hatte sich entfernt, sein Mittagsschläf¬
chen zu halten, die Mutter war in der Haus¬
haltung beschäftigt wie immer. Der Freund
aber that den Vorschlag, ich solle etwas er¬
zählen, worein ich sogleich willigte. Wir be¬
gaben uns in eine geräumige Laube, und ich
trug ein Mährchen vor, das ich hernach un¬
ter dem Titel, "die neue Melusine" auf¬
geschrieben habe. Es verhält sich zum neuen
Paris
wie ohngefähr der Jüngling zum Kna¬
ben, und ich würde es hier einrücken, wenn ich
nicht der ländlichen Wirklichkeit und Einfalt,
die uns hier gefällig umgiebt, durch wunder¬
liche Spiele der Phantasie zu schaden fürchte¬
te. Genug mir gelang, was den Erfinder

ſeinem Hierſeyn, auf die Jagd zu gehen
pflege. Allein ich lehnte es ab, aͤußerlich
zwar mit allerley Spaͤßen, aber innerlich mit
dem eitlen Gefuͤhl, daß ich den guten Ein¬
druck, den ich als Bauer gemacht, nicht wie¬
der durch den Vetter zerſtoͤren wolle. Der
Vater hatte ſich entfernt, ſein Mittagsſchlaͤf¬
chen zu halten, die Mutter war in der Haus¬
haltung beſchaͤftigt wie immer. Der Freund
aber that den Vorſchlag, ich ſolle etwas er¬
zaͤhlen, worein ich ſogleich willigte. Wir be¬
gaben uns in eine geraͤumige Laube, und ich
trug ein Maͤhrchen vor, das ich hernach un¬
ter dem Titel, „die neue Meluſine“ auf¬
geſchrieben habe. Es verhaͤlt ſich zum neuen
Paris
wie ohngefaͤhr der Juͤngling zum Kna¬
ben, und ich wuͤrde es hier einruͤcken, wenn ich
nicht der laͤndlichen Wirklichkeit und Einfalt,
die uns hier gefaͤllig umgiebt, durch wunder¬
liche Spiele der Phantaſie zu ſchaden fuͤrchte¬
te. Genug mir gelang, was den Erfinder

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[569/0577] ſeinem Hierſeyn, auf die Jagd zu gehen pflege. Allein ich lehnte es ab, aͤußerlich zwar mit allerley Spaͤßen, aber innerlich mit dem eitlen Gefuͤhl, daß ich den guten Ein¬ druck, den ich als Bauer gemacht, nicht wie¬ der durch den Vetter zerſtoͤren wolle. Der Vater hatte ſich entfernt, ſein Mittagsſchlaͤf¬ chen zu halten, die Mutter war in der Haus¬ haltung beſchaͤftigt wie immer. Der Freund aber that den Vorſchlag, ich ſolle etwas er¬ zaͤhlen, worein ich ſogleich willigte. Wir be¬ gaben uns in eine geraͤumige Laube, und ich trug ein Maͤhrchen vor, das ich hernach un¬ ter dem Titel, „die neue Meluſine“ auf¬ geſchrieben habe. Es verhaͤlt ſich zum neuen Paris wie ohngefaͤhr der Juͤngling zum Kna¬ ben, und ich wuͤrde es hier einruͤcken, wenn ich nicht der laͤndlichen Wirklichkeit und Einfalt, die uns hier gefaͤllig umgiebt, durch wunder¬ liche Spiele der Phantaſie zu ſchaden fuͤrchte¬ te. Genug mir gelang, was den Erfinder

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/577>, abgerufen am 28.11.2024.