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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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sich ihr gar so gut zu, und da ich nur ihre
Stimme vernahm, ihre Gesichtsbildung aber
so wie die übrige Welt in Dämmerung
schwebte, so war es mir, als ob ich in ihr
Herz sähe, das ich höchst rein finden mußte,
da es sich in so unbefangener Geschwätzigkeit
vor mir eröffnete.

Als mein Gefährte mit mir in das für
uns zubereitete Gastzimmer gelangte, brach
er sogleich mit Selbstgefälligkeit in behaglichen
Scherz aus und that sich viel darauf zu Gu¬
te, mich mit der Aehnlichkeit der Primrosi¬
schen Familie so sehr überrascht zu haben.
Ich stimmte mit ein, indem ich mich dankbar
erwies. -- Fürwahr! rief er aus, das Mähr¬
chen ist ganz beysammen. Diese Familie ver¬
gleicht sich jener sehr gut, und der verkappte
Herr da mag sich die Ehre anthun, für Herrn
Burchel gelten zu wollen; ferner, weil wir im
gemeinen Leben die Bösewichter nicht so nö¬

ſich ihr gar ſo gut zu, und da ich nur ihre
Stimme vernahm, ihre Geſichtsbildung aber
ſo wie die uͤbrige Welt in Daͤmmerung
ſchwebte, ſo war es mir, als ob ich in ihr
Herz ſaͤhe, das ich hoͤchſt rein finden mußte,
da es ſich in ſo unbefangener Geſchwaͤtzigkeit
vor mir eroͤffnete.

Als mein Gefaͤhrte mit mir in das fuͤr
uns zubereitete Gaſtzimmer gelangte, brach
er ſogleich mit Selbſtgefaͤlligkeit in behaglichen
Scherz aus und that ſich viel darauf zu Gu¬
te, mich mit der Aehnlichkeit der Primroſi¬
ſchen Familie ſo ſehr uͤberraſcht zu haben.
Ich ſtimmte mit ein, indem ich mich dankbar
erwies. — Fuͤrwahr! rief er aus, das Maͤhr¬
chen iſt ganz beyſammen. Dieſe Familie ver¬
gleicht ſich jener ſehr gut, und der verkappte
Herr da mag ſich die Ehre anthun, fuͤr Herrn
Burchel gelten zu wollen; ferner, weil wir im
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[543/0551] ſich ihr gar ſo gut zu, und da ich nur ihre Stimme vernahm, ihre Geſichtsbildung aber ſo wie die uͤbrige Welt in Daͤmmerung ſchwebte, ſo war es mir, als ob ich in ihr Herz ſaͤhe, das ich hoͤchſt rein finden mußte, da es ſich in ſo unbefangener Geſchwaͤtzigkeit vor mir eroͤffnete. Als mein Gefaͤhrte mit mir in das fuͤr uns zubereitete Gaſtzimmer gelangte, brach er ſogleich mit Selbſtgefaͤlligkeit in behaglichen Scherz aus und that ſich viel darauf zu Gu¬ te, mich mit der Aehnlichkeit der Primroſi¬ ſchen Familie ſo ſehr uͤberraſcht zu haben. Ich ſtimmte mit ein, indem ich mich dankbar erwies. — Fuͤrwahr! rief er aus, das Maͤhr¬ chen iſt ganz beyſammen. Dieſe Familie ver¬ gleicht ſich jener ſehr gut, und der verkappte Herr da mag ſich die Ehre anthun, fuͤr Herrn Burchel gelten zu wollen; ferner, weil wir im gemeinen Leben die Boͤſewichter nicht ſo noͤ¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/551>, abgerufen am 22.11.2024.