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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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ganz jugendliches, angenehmes Ansehen. Die
älteste Tochter kam darauf lebhaft hereinge¬
stürmt; sie fragte nach Friedricken, so wie
die andern beyden auch nach ihr gefragt hat¬
ten. Der Vater versicherte, sie nicht gesehen
zu haben, seit dem alle drey fortgegangen.
Die Tochter fuhr wieder zur Thüre hinaus,
um die Schwester zu suchen; die Mutter
brachte uns einige Erfrischungen, und Wey¬
land setzte mit den beyden Gatten das Ge¬
spräch fort, das sich auf lauter bewußte Per¬
sonen und Verhältnisse bezog, wie es zu ge¬
schehn pflegt, wenn Bekannte nach einiger
Zeit zusammenkommen, von den Gliedern
eines großen Zirkels Erkundigung einziehn
und sich wechselsweise berichten. Ich hörte
zu und erfuhr nunmehr, wie viel ich mir
von diesem Kreise zu versprechen hatte.

Die älteste Tochter kam wieder hastig in
die Stube, unruhig, ihre Schwester nicht

ganz jugendliches, angenehmes Anſehen. Die
aͤlteſte Tochter kam darauf lebhaft hereinge¬
ſtuͤrmt; ſie fragte nach Friedricken, ſo wie
die andern beyden auch nach ihr gefragt hat¬
ten. Der Vater verſicherte, ſie nicht geſehen
zu haben, ſeit dem alle drey fortgegangen.
Die Tochter fuhr wieder zur Thuͤre hinaus,
um die Schweſter zu ſuchen; die Mutter
brachte uns einige Erfriſchungen, und Wey¬
land ſetzte mit den beyden Gatten das Ge¬
ſpraͤch fort, das ſich auf lauter bewußte Per¬
ſonen und Verhaͤltniſſe bezog, wie es zu ge¬
ſchehn pflegt, wenn Bekannte nach einiger
Zeit zuſammenkommen, von den Gliedern
eines großen Zirkels Erkundigung einziehn
und ſich wechſelsweiſe berichten. Ich hoͤrte
zu und erfuhr nunmehr, wie viel ich mir
von dieſem Kreiſe zu verſprechen hatte.

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die Stube, unruhig, ihre Schweſter nicht

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[534/0542] ganz jugendliches, angenehmes Anſehen. Die aͤlteſte Tochter kam darauf lebhaft hereinge¬ ſtuͤrmt; ſie fragte nach Friedricken, ſo wie die andern beyden auch nach ihr gefragt hat¬ ten. Der Vater verſicherte, ſie nicht geſehen zu haben, ſeit dem alle drey fortgegangen. Die Tochter fuhr wieder zur Thuͤre hinaus, um die Schweſter zu ſuchen; die Mutter brachte uns einige Erfriſchungen, und Wey¬ land ſetzte mit den beyden Gatten das Ge¬ ſpraͤch fort, das ſich auf lauter bewußte Per¬ ſonen und Verhaͤltniſſe bezog, wie es zu ge¬ ſchehn pflegt, wenn Bekannte nach einiger Zeit zuſammenkommen, von den Gliedern eines großen Zirkels Erkundigung einziehn und ſich wechſelsweiſe berichten. Ich hoͤrte zu und erfuhr nunmehr, wie viel ich mir von dieſem Kreiſe zu verſprechen hatte. Die aͤlteſte Tochter kam wieder haſtig in die Stube, unruhig, ihre Schweſter nicht

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/542>, abgerufen am 05.07.2024.