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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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einmal wie ein Balsamduft die ruhige At¬
mosphäre belebte. Da erwachte in mir das
Bild eines holden Wesens, das vor den bun¬
ten Gestalten dieser Reisetage in den Hinter¬
grund gewichen war, es enthüllte sich immer
mehr und mehr, und trieb mich von meinem
Platze nach der Herberge, wo ich Anstalten
traf, mit dem frühsten abzureisen.

Der Rückweg wurde nicht benutzt wie der
Herweg. So eilten wir durch Zweybrü¬
cken
, das, als eine schöne und merkwürdige
Residenz, wohl auch unsere Aufmerksamkeit
verdient hätte. Wir warfen einen Blick auf
das große, einfache Schloß, auf die weit¬
läuftigen, regelmäßig mit Lindenstämmen be¬
pflanzten, zum Dressiren der Parforcepferde
wohleingerichteten Esplanaden, auf die gro¬
ßen Ställe, auf die Bürgerhäuser, welche
der Fürst baute, um sie ausspielen zu lassen.
Alles dieses, so wie Kleidung und Betragen
der Einwohner, besonders der Frauen und

einmal wie ein Balſamduft die ruhige At¬
moſphaͤre belebte. Da erwachte in mir das
Bild eines holden Weſens, das vor den bun¬
ten Geſtalten dieſer Reiſetage in den Hinter¬
grund gewichen war, es enthuͤllte ſich immer
mehr und mehr, und trieb mich von meinem
Platze nach der Herberge, wo ich Anſtalten
traf, mit dem fruͤhſten abzureiſen.

Der Ruͤckweg wurde nicht benutzt wie der
Herweg. So eilten wir durch Zweybruͤ¬
cken
, das, als eine ſchoͤne und merkwuͤrdige
Reſidenz, wohl auch unſere Aufmerkſamkeit
verdient haͤtte. Wir warfen einen Blick auf
das große, einfache Schloß, auf die weit¬
laͤuftigen, regelmaͤßig mit Lindenſtaͤmmen be¬
pflanzten, zum Dreſſiren der Parforcepferde
wohleingerichteten Esplanaden, auf die gro¬
ßen Staͤlle, auf die Buͤrgerhaͤuſer, welche
der Fuͤrſt baute, um ſie ausſpielen zu laſſen.
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der Einwohner, beſonders der Frauen und

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[511/0519] einmal wie ein Balſamduft die ruhige At¬ moſphaͤre belebte. Da erwachte in mir das Bild eines holden Weſens, das vor den bun¬ ten Geſtalten dieſer Reiſetage in den Hinter¬ grund gewichen war, es enthuͤllte ſich immer mehr und mehr, und trieb mich von meinem Platze nach der Herberge, wo ich Anſtalten traf, mit dem fruͤhſten abzureiſen. Der Ruͤckweg wurde nicht benutzt wie der Herweg. So eilten wir durch Zweybruͤ¬ cken, das, als eine ſchoͤne und merkwuͤrdige Reſidenz, wohl auch unſere Aufmerkſamkeit verdient haͤtte. Wir warfen einen Blick auf das große, einfache Schloß, auf die weit¬ laͤuftigen, regelmaͤßig mit Lindenſtaͤmmen be¬ pflanzten, zum Dreſſiren der Parforcepferde wohleingerichteten Esplanaden, auf die gro¬ ßen Staͤlle, auf die Buͤrgerhaͤuſer, welche der Fuͤrſt baute, um ſie ausſpielen zu laſſen. Alles dieſes, ſo wie Kleidung und Betragen der Einwohner, beſonders der Frauen und

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/519>, abgerufen am 04.11.2024.