gezogenen Strümpfen, den Berg hinauf, wo die Harzhütte steht, die er selbst errichtet hat und nun mit großem Leidwesen verfallen sieht. Hier fand sich eine zusammenhangende Ofen¬ reihe, wo Steinkohlen abgeschwefelt und zum Gebrauch bey Eisenwerken tauglich gemacht werden sollten; allein zu gleicher Zeit wollte man Oel und Harz auch zu Gute machen, ja sogar den Ruß nicht missen, und so unter¬ lag den vielfachen Absichten alles zusammen. Bey Lebzeiten des vorigen Fürsten trieb man das Geschäft aus Liebhaberey, aus Hoffnung; jetzt fragte man nach dem unmittelbaren Nutzen, der nicht nachzuweisen war.
Nachdem wir unsern Adepten seiner Ein¬ samkeit überlassen, eilten wir, -- denn es war schon spät geworden -- der Friedrichs¬ thaler Glashütte zu, wo wir eine der wichtigsten und wunderbarsten Werkthätigkei¬ ten des menschlichen Kunstgeschickes im Vor¬ übergehen kennen lernten.
gezogenen Struͤmpfen, den Berg hinauf, wo die Harzhuͤtte ſteht, die er ſelbſt errichtet hat und nun mit großem Leidweſen verfallen ſieht. Hier fand ſich eine zuſammenhangende Ofen¬ reihe, wo Steinkohlen abgeſchwefelt und zum Gebrauch bey Eiſenwerken tauglich gemacht werden ſollten; allein zu gleicher Zeit wollte man Oel und Harz auch zu Gute machen, ja ſogar den Ruß nicht miſſen, und ſo unter¬ lag den vielfachen Abſichten alles zuſammen. Bey Lebzeiten des vorigen Fuͤrſten trieb man das Geſchaͤft aus Liebhaberey, aus Hoffnung; jetzt fragte man nach dem unmittelbaren Nutzen, der nicht nachzuweiſen war.
Nachdem wir unſern Adepten ſeiner Ein¬ ſamkeit uͤberlaſſen, eilten wir, — denn es war ſchon ſpaͤt geworden — der Friedrichs¬ thaler Glashuͤtte zu, wo wir eine der wichtigſten und wunderbarſten Werkthaͤtigkei¬ ten des menſchlichen Kunſtgeſchickes im Vor¬ uͤbergehen kennen lernten.
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[508/0516]
gezogenen Struͤmpfen, den Berg hinauf, wo
die Harzhuͤtte ſteht, die er ſelbſt errichtet hat
und nun mit großem Leidweſen verfallen ſieht.
Hier fand ſich eine zuſammenhangende Ofen¬
reihe, wo Steinkohlen abgeſchwefelt und zum
Gebrauch bey Eiſenwerken tauglich gemacht
werden ſollten; allein zu gleicher Zeit wollte
man Oel und Harz auch zu Gute machen,
ja ſogar den Ruß nicht miſſen, und ſo unter¬
lag den vielfachen Abſichten alles zuſammen.
Bey Lebzeiten des vorigen Fuͤrſten trieb man
das Geſchaͤft aus Liebhaberey, aus Hoffnung;
jetzt fragte man nach dem unmittelbaren Nutzen,
der nicht nachzuweiſen war.
Nachdem wir unſern Adepten ſeiner Ein¬
ſamkeit uͤberlaſſen, eilten wir, — denn es
war ſchon ſpaͤt geworden — der Friedrichs¬
thaler Glashuͤtte zu, wo wir eine der
wichtigſten und wunderbarſten Werkthaͤtigkei¬
ten des menſchlichen Kunſtgeſchickes im Vor¬
uͤbergehen kennen lernten.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/516>, abgerufen am 11.01.2025.
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