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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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kurz und gut ausgelaugt werden dürfen. Die
ganze Klamme war entstanden, daß man nach
und nach die calcinirten Schiefer abgeräumt
und verbraucht hatte. Wir kletterten aus die¬
ser Tiefe hervor und waren auf dem Gipfel
des Berges. Ein anmuthiger Buchenwald
umgab den Platz, der auf die Hohle folgte
und sich ihr zu beyden Seiten verbreitete.
Mehrere Bäume standen schon verdorrt, an¬
dere welkten in der Nähe von andern, die, noch
ganz frisch, jene Gluth nicht ahndeten, welche
sich auch ihren Wurzeln bedrohend näherte.

Auf dem Platze dampften verschiedene Oeff¬
nungen, andere hatten schon ausgeraucht, und
so glomm dieses Feuer bereits zehen Jahre
durch alte verbrochene Stollen und Schächte,
mit welchen der Berg unterminirt ist. Es
mag sich auch auf Klüften durch frische Koh¬
lenlager durchziehn: denn einige hundert
Schritte weiter in den Wald gedachte man
bedeutende Merkmale von ergiebigen Stein¬

kurz und gut ausgelaugt werden duͤrfen. Die
ganze Klamme war entſtanden, daß man nach
und nach die calcinirten Schiefer abgeraͤumt
und verbraucht hatte. Wir kletterten aus die¬
ſer Tiefe hervor und waren auf dem Gipfel
des Berges. Ein anmuthiger Buchenwald
umgab den Platz, der auf die Hohle folgte
und ſich ihr zu beyden Seiten verbreitete.
Mehrere Baͤume ſtanden ſchon verdorrt, an¬
dere welkten in der Naͤhe von andern, die, noch
ganz friſch, jene Gluth nicht ahndeten, welche
ſich auch ihren Wurzeln bedrohend naͤherte.

Auf dem Platze dampften verſchiedene Oeff¬
nungen, andere hatten ſchon ausgeraucht, und
ſo glomm dieſes Feuer bereits zehen Jahre
durch alte verbrochene Stollen und Schaͤchte,
mit welchen der Berg unterminirt iſt. Es
mag ſich auch auf Kluͤften durch friſche Koh¬
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Schritte weiter in den Wald gedachte man
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[505/0513] kurz und gut ausgelaugt werden duͤrfen. Die ganze Klamme war entſtanden, daß man nach und nach die calcinirten Schiefer abgeraͤumt und verbraucht hatte. Wir kletterten aus die¬ ſer Tiefe hervor und waren auf dem Gipfel des Berges. Ein anmuthiger Buchenwald umgab den Platz, der auf die Hohle folgte und ſich ihr zu beyden Seiten verbreitete. Mehrere Baͤume ſtanden ſchon verdorrt, an¬ dere welkten in der Naͤhe von andern, die, noch ganz friſch, jene Gluth nicht ahndeten, welche ſich auch ihren Wurzeln bedrohend naͤherte. Auf dem Platze dampften verſchiedene Oeff¬ nungen, andere hatten ſchon ausgeraucht, und ſo glomm dieſes Feuer bereits zehen Jahre durch alte verbrochene Stollen und Schaͤchte, mit welchen der Berg unterminirt iſt. Es mag ſich auch auf Kluͤften durch friſche Koh¬ lenlager durchziehn: denn einige hundert Schritte weiter in den Wald gedachte man bedeutende Merkmale von ergiebigen Stein¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/513>, abgerufen am 11.06.2024.