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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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Epoche, da man bey Gartenanlagen den Ar¬
chitecten zu Rathe zog, wie man gegenwärtig
das Auge des Landschaftsmalers zu Hülfe
nimmt. Die ganze Einrichtung des Schlos¬
ses, das Kostbare und Angenehme, das Rei¬
che und Zierliche, deuteten auf einen lebens¬
lustigen Besitzer, wie der verstorbene Fürst ge¬
wesen war; der gegenwärtige befand sich nicht
am Orte. Präsident von Günderode em¬
pfing uns auf's verbindlichste und bewirthete
uns drey Tage besser als wir es erwarten
durften. Ich benutzte die mancherley Bekannt¬
schaften, zu denen wir gelangten, um mich
vielseitig zu unterrichten. Das genußreiche Le¬
ben des vorigen Fürsten gab Stoff genug zur
Unterhaltung, nicht weniger die mannigfaltigen
Anstalten, die er getroffen, um Vortheile, die
ihm die Natur seines Landes darbot, zu be¬
nutzen. Hier wurde ich nun eigentlich in das
Interesse der Berggegenden eingeweiht, und
die Lust zu öconomischen und technischen Be¬
trachtungen, welche mich einen großen Theil

Epoche, da man bey Gartenanlagen den Ar¬
chitecten zu Rathe zog, wie man gegenwaͤrtig
das Auge des Landſchaftsmalers zu Huͤlfe
nimmt. Die ganze Einrichtung des Schloſ¬
ſes, das Koſtbare und Angenehme, das Rei¬
che und Zierliche, deuteten auf einen lebens¬
luſtigen Beſitzer, wie der verſtorbene Fuͤrſt ge¬
weſen war; der gegenwaͤrtige befand ſich nicht
am Orte. Praͤſident von Guͤnderode em¬
pfing uns auf's verbindlichſte und bewirthete
uns drey Tage beſſer als wir es erwarten
durften. Ich benutzte die mancherley Bekannt¬
ſchaften, zu denen wir gelangten, um mich
vielſeitig zu unterrichten. Das genußreiche Le¬
ben des vorigen Fuͤrſten gab Stoff genug zur
Unterhaltung, nicht weniger die mannigfaltigen
Anſtalten, die er getroffen, um Vortheile, die
ihm die Natur ſeines Landes darbot, zu be¬
nutzen. Hier wurde ich nun eigentlich in das
Intereſſe der Berggegenden eingeweiht, und
die Luſt zu oͤconomiſchen und techniſchen Be¬
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[501/0509] Epoche, da man bey Gartenanlagen den Ar¬ chitecten zu Rathe zog, wie man gegenwaͤrtig das Auge des Landſchaftsmalers zu Huͤlfe nimmt. Die ganze Einrichtung des Schloſ¬ ſes, das Koſtbare und Angenehme, das Rei¬ che und Zierliche, deuteten auf einen lebens¬ luſtigen Beſitzer, wie der verſtorbene Fuͤrſt ge¬ weſen war; der gegenwaͤrtige befand ſich nicht am Orte. Praͤſident von Guͤnderode em¬ pfing uns auf's verbindlichſte und bewirthete uns drey Tage beſſer als wir es erwarten durften. Ich benutzte die mancherley Bekannt¬ ſchaften, zu denen wir gelangten, um mich vielſeitig zu unterrichten. Das genußreiche Le¬ ben des vorigen Fuͤrſten gab Stoff genug zur Unterhaltung, nicht weniger die mannigfaltigen Anſtalten, die er getroffen, um Vortheile, die ihm die Natur ſeines Landes darbot, zu be¬ nutzen. Hier wurde ich nun eigentlich in das Intereſſe der Berggegenden eingeweiht, und die Luſt zu oͤconomiſchen und techniſchen Be¬ trachtungen, welche mich einen großen Theil

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/509>, abgerufen am 16.08.2024.