Familienverhältnisse sind näher und fühlbarer, das Hauswesen, das zwischen läßlicher Amts¬ beschäftigung, städtischem Gewerb, Feld- und Gartenbau, mit mäßiger Thätigkeit sich hin und wieder bewegt, lädt uns ein zu freund¬ licher Theilnahme, die Geselligkeit ist noth¬ wendig, und der Fremde befindet sich in den beschränkten Kreisen sehr angenehm, wenn ihn nicht etwa die Mishelligkeiten der Einwohner, die an solchen Orten fühlbarer sind, irgendwo berühren. Dieses Städtchen war der Haupt¬ platz der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, dem Landgrafen von Darmstadt unter französischer Hoheit gehörig. Eine daselbst angestellte Re¬ gierung und Cammer machten den Ort zum bedeutenden Mittelpunct eines sehr schönen und wünschenswerthen fürstlichen Besitzes. Wir vergaßen leicht die ungleichen Straßen, die unregelmäßige Bauart des Orts, wenn wir heraustraten, um das alte Schloß und die an einem Hügel vortrefflich angelegten Gär¬ ten zu beschauen. Mancherley Lustwäldchen,
Familienverhaͤltniſſe ſind naͤher und fuͤhlbarer, das Hausweſen, das zwiſchen laͤßlicher Amts¬ beſchaͤftigung, ſtaͤdtiſchem Gewerb, Feld- und Gartenbau, mit maͤßiger Thaͤtigkeit ſich hin und wieder bewegt, laͤdt uns ein zu freund¬ licher Theilnahme, die Geſelligkeit iſt noth¬ wendig, und der Fremde befindet ſich in den beſchraͤnkten Kreiſen ſehr angenehm, wenn ihn nicht etwa die Mishelligkeiten der Einwohner, die an ſolchen Orten fuͤhlbarer ſind, irgendwo beruͤhren. Dieſes Staͤdtchen war der Haupt¬ platz der Grafſchaft Hanau-Lichtenberg, dem Landgrafen von Darmſtadt unter franzoͤſiſcher Hoheit gehoͤrig. Eine daſelbſt angeſtellte Re¬ gierung und Cammer machten den Ort zum bedeutenden Mittelpunct eines ſehr ſchoͤnen und wuͤnſchenswerthen fuͤrſtlichen Beſitzes. Wir vergaßen leicht die ungleichen Straßen, die unregelmaͤßige Bauart des Orts, wenn wir heraustraten, um das alte Schloß und die an einem Huͤgel vortrefflich angelegten Gaͤr¬ ten zu beſchauen. Mancherley Luſtwaͤldchen,
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Familienverhaͤltniſſe ſind naͤher und fuͤhlbarer,
das Hausweſen, das zwiſchen laͤßlicher Amts¬
beſchaͤftigung, ſtaͤdtiſchem Gewerb, Feld- und
Gartenbau, mit maͤßiger Thaͤtigkeit ſich hin
und wieder bewegt, laͤdt uns ein zu freund¬
licher Theilnahme, die Geſelligkeit iſt noth¬
wendig, und der Fremde befindet ſich in den
beſchraͤnkten Kreiſen ſehr angenehm, wenn ihn
nicht etwa die Mishelligkeiten der Einwohner,
die an ſolchen Orten fuͤhlbarer ſind, irgendwo
beruͤhren. Dieſes Staͤdtchen war der Haupt¬
platz der Grafſchaft Hanau-Lichtenberg, dem
Landgrafen von Darmſtadt unter franzoͤſiſcher
Hoheit gehoͤrig. Eine daſelbſt angeſtellte Re¬
gierung und Cammer machten den Ort zum
bedeutenden Mittelpunct eines ſehr ſchoͤnen
und wuͤnſchenswerthen fuͤrſtlichen Beſitzes. Wir
vergaßen leicht die ungleichen Straßen, die
unregelmaͤßige Bauart des Orts, wenn wir
heraustraten, um das alte Schloß und die
an einem Huͤgel vortrefflich angelegten Gaͤr¬
ten zu beſchauen. Mancherley Luſtwaͤldchen,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/503>, abgerufen am 22.11.2024.
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