spiel die Dankbarkeit in uns durch bloße Ge¬ wohnheit erregen, lebendig erhalten, ja zum Bedürfniß machen.
In einem biographischen Versuch ziemt es wohl, von sich selbst zu reden. Ich bin, von Natur so wenig dankbar als irgend ein Mensch, und beym Vergessen empfangenes Guten konn¬ te das heftige Gefühl eines augenblicklichen Misverhältnisses mich sehr leicht zum Undank verleiten.
Diesem zu begegnen, gewöhnte ich mich zuförderst, bey allem was ich besitze, mich gern zu erinnern, wie ich dazu gelangt, von wem ich es erhalten, es sey durch Geschenk, Tausch oder Kauf, oder auf irgend eine an¬ dre Art. Ich habe mich gewöhnt, beym Vorzeigen meiner Sammlungen der Personen zu gedenken, durch deren Vermittelung ich das Einzelne erhielt, ja der Gelegenheit, dem Zufall, der entferntesten Veranlassung und
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ſpiel die Dankbarkeit in uns durch bloße Ge¬ wohnheit erregen, lebendig erhalten, ja zum Beduͤrfniß machen.
In einem biographiſchen Verſuch ziemt es wohl, von ſich ſelbſt zu reden. Ich bin, von Natur ſo wenig dankbar als irgend ein Menſch, und beym Vergeſſen empfangenes Guten konn¬ te das heftige Gefuͤhl eines augenblicklichen Misverhaͤltniſſes mich ſehr leicht zum Undank verleiten.
Dieſem zu begegnen, gewoͤhnte ich mich zufoͤrderſt, bey allem was ich beſitze, mich gern zu erinnern, wie ich dazu gelangt, von wem ich es erhalten, es ſey durch Geſchenk, Tauſch oder Kauf, oder auf irgend eine an¬ dre Art. Ich habe mich gewoͤhnt, beym Vorzeigen meiner Sammlungen der Perſonen zu gedenken, durch deren Vermittelung ich das Einzelne erhielt, ja der Gelegenheit, dem Zufall, der entfernteſten Veranlaſſung und
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ſpiel die Dankbarkeit in uns durch bloße Ge¬
wohnheit erregen, lebendig erhalten, ja zum
Beduͤrfniß machen.
In einem biographiſchen Verſuch ziemt es
wohl, von ſich ſelbſt zu reden. Ich bin, von
Natur ſo wenig dankbar als irgend ein Menſch,
und beym Vergeſſen empfangenes Guten konn¬
te das heftige Gefuͤhl eines augenblicklichen
Misverhaͤltniſſes mich ſehr leicht zum Undank
verleiten.
Dieſem zu begegnen, gewoͤhnte ich mich
zufoͤrderſt, bey allem was ich beſitze, mich
gern zu erinnern, wie ich dazu gelangt, von
wem ich es erhalten, es ſey durch Geſchenk,
Tauſch oder Kauf, oder auf irgend eine an¬
dre Art. Ich habe mich gewoͤhnt, beym
Vorzeigen meiner Sammlungen der Perſonen
zu gedenken, durch deren Vermittelung ich
das Einzelne erhielt, ja der Gelegenheit, dem
Zufall, der entfernteſten Veranlaſſung und
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/491>, abgerufen am 22.11.2024.
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