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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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sämmtlichen Potentaten, größern und gerin¬
gern Mächten und Gewalten, bis auf den
Adel herunter wohl bekannt geworden, und
meinem Gedächtniß waren diese heraldischen
Zeichen gar oft, und vorzüglich bey der
Krönungsfeyerlichkeit zu Statten gekommen.
Ich sprach von diesen Dingen mit einiger
Behaglichkeit; allein er war anderer Mey¬
nung, verwarf nicht allein dieses ganze Inter¬
esse, sondern wußte es mir auch lächerlich zu
machen, ja beynahe zu verleiden.

Von diesem seinen Widersprechungsgeiste
sollte ich noch gar manches ausstehen: denn er
entschloß sich, theils weil er sich vom Prinzen
abzusondern gedachte, theils eines Augenübels
wegen, in Straßburg zu verweilen. Dieses
Uebel ist eins der beschwerlichsten und unange¬
nehmsten, und um desto lästiger, als es nur
durch eine schmerzliche, höchstverdrießliche und
unsichere Operation geheilt werden kann. Das
Thränensäckchen nämlich ist nach unten zu ver¬

ſaͤmmtlichen Potentaten, groͤßern und gerin¬
gern Maͤchten und Gewalten, bis auf den
Adel herunter wohl bekannt geworden, und
meinem Gedaͤchtniß waren dieſe heraldiſchen
Zeichen gar oft, und vorzuͤglich bey der
Kroͤnungsfeyerlichkeit zu Statten gekommen.
Ich ſprach von dieſen Dingen mit einiger
Behaglichkeit; allein er war anderer Mey¬
nung, verwarf nicht allein dieſes ganze Inter¬
eſſe, ſondern wußte es mir auch laͤcherlich zu
machen, ja beynahe zu verleiden.

Von dieſem ſeinen Widerſprechungsgeiſte
ſollte ich noch gar manches ausſtehen: denn er
entſchloß ſich, theils weil er ſich vom Prinzen
abzuſondern gedachte, theils eines Augenuͤbels
wegen, in Straßburg zu verweilen. Dieſes
Uebel iſt eins der beſchwerlichſten und unange¬
nehmſten, und um deſto laͤſtiger, als es nur
durch eine ſchmerzliche, hoͤchſtverdrießliche und
unſichere Operation geheilt werden kann. Das
Thraͤnenſaͤckchen naͤmlich iſt nach unten zu ver¬

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[462/0470] ſaͤmmtlichen Potentaten, groͤßern und gerin¬ gern Maͤchten und Gewalten, bis auf den Adel herunter wohl bekannt geworden, und meinem Gedaͤchtniß waren dieſe heraldiſchen Zeichen gar oft, und vorzuͤglich bey der Kroͤnungsfeyerlichkeit zu Statten gekommen. Ich ſprach von dieſen Dingen mit einiger Behaglichkeit; allein er war anderer Mey¬ nung, verwarf nicht allein dieſes ganze Inter¬ eſſe, ſondern wußte es mir auch laͤcherlich zu machen, ja beynahe zu verleiden. Von dieſem ſeinen Widerſprechungsgeiſte ſollte ich noch gar manches ausſtehen: denn er entſchloß ſich, theils weil er ſich vom Prinzen abzuſondern gedachte, theils eines Augenuͤbels wegen, in Straßburg zu verweilen. Dieſes Uebel iſt eins der beſchwerlichſten und unange¬ nehmſten, und um deſto laͤſtiger, als es nur durch eine ſchmerzliche, hoͤchſtverdrießliche und unſichere Operation geheilt werden kann. Das Thraͤnenſaͤckchen naͤmlich iſt nach unten zu ver¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/470>, abgerufen am 23.11.2024.