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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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sich versichert hatte, daß die Function vorbey
sey. Wir fanden die Schwester sehr aufge¬
räumt und auch gegen mich war sie zuthu¬
licher als sonst, scherzhaft und beynahe geist¬
reich: denn da sie eines abwesenden Freundes
sicher geworden zu seyn schien, so mochte sie
es für unverfänglich halten, mit einem ge¬
genwärtigen Freund ihrer Schwester, denn
dafür hielt sie mich, ein wenig artig zu thun.

Der Alten wurde nun geschmeichelt und
ihr gute Bezahlung zugesagt, wenn sie der
älteren Schwester und auch mir das Wahr¬
hafte sagen wollte. Mit den gewöhnlichen
Vorbereitungen und Ceremonien legte sie nun
ihren Kram aus, und zwar, um der Schö¬
nen zuerst zu weissagen. Sie betrachtete die
Lage der Karten sorgfältig, schien aber zu
stocken und wollte mit der Sprache nicht her¬
aus. -- Ich sehe schon, sagte die jüngere,
die mit der Auslegung einer solchen magischen
Tafel schon näher bekannt war, Ihr zaudert

ſich verſichert hatte, daß die Function vorbey
ſey. Wir fanden die Schweſter ſehr aufge¬
raͤumt und auch gegen mich war ſie zuthu¬
licher als ſonſt, ſcherzhaft und beynahe geiſt¬
reich: denn da ſie eines abweſenden Freundes
ſicher geworden zu ſeyn ſchien, ſo mochte ſie
es fuͤr unverfaͤnglich halten, mit einem ge¬
genwaͤrtigen Freund ihrer Schweſter, denn
dafuͤr hielt ſie mich, ein wenig artig zu thun.

Der Alten wurde nun geſchmeichelt und
ihr gute Bezahlung zugeſagt, wenn ſie der
aͤlteren Schweſter und auch mir das Wahr¬
hafte ſagen wollte. Mit den gewoͤhnlichen
Vorbereitungen und Ceremonien legte ſie nun
ihren Kram aus, und zwar, um der Schoͤ¬
nen zuerſt zu weiſſagen. Sie betrachtete die
Lage der Karten ſorgfaͤltig, ſchien aber zu
ſtocken und wollte mit der Sprache nicht her¬
aus. — Ich ſehe ſchon, ſagte die juͤngere,
die mit der Auslegung einer ſolchen magiſchen
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[432/0440] ſich verſichert hatte, daß die Function vorbey ſey. Wir fanden die Schweſter ſehr aufge¬ raͤumt und auch gegen mich war ſie zuthu¬ licher als ſonſt, ſcherzhaft und beynahe geiſt¬ reich: denn da ſie eines abweſenden Freundes ſicher geworden zu ſeyn ſchien, ſo mochte ſie es fuͤr unverfaͤnglich halten, mit einem ge¬ genwaͤrtigen Freund ihrer Schweſter, denn dafuͤr hielt ſie mich, ein wenig artig zu thun. Der Alten wurde nun geſchmeichelt und ihr gute Bezahlung zugeſagt, wenn ſie der aͤlteren Schweſter und auch mir das Wahr¬ hafte ſagen wollte. Mit den gewoͤhnlichen Vorbereitungen und Ceremonien legte ſie nun ihren Kram aus, und zwar, um der Schoͤ¬ nen zuerſt zu weiſſagen. Sie betrachtete die Lage der Karten ſorgfaͤltig, ſchien aber zu ſtocken und wollte mit der Sprache nicht her¬ aus. — Ich ſehe ſchon, ſagte die juͤngere, die mit der Auslegung einer ſolchen magiſchen Tafel ſchon naͤher bekannt war, Ihr zaudert

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/440>, abgerufen am 24.11.2024.