me Häuser, welche den Töchtern sich von die¬ sem Costum zu entfernen nicht erlauben woll¬ ten. Die übrigen gingen französisch, und diese Partie machte jedes Jahr einige Proselyten. Salzmann hatte viel Bekanntschaften und über¬ all Zutritt; eine große Annehmlichkeit für seinen Begleitenden, besonders im Sommer, weil man überall in Gärten nah und fern gute Aufnahme, gute Gesellschaft und Erfrischung fand, auch zugleich mehr als eine Einladung zu diesem oder jenem frohen Tage erhielt. In einem solchen Falle traf ich Gelegenheit, mich einer Familie, die ich erst zum zweyten Male besuchte, sehr schnell zu empfehlen. Wir wa¬ ren eingeladen und stellten uns zur bestimm¬ ten Zeit ein. Die Gesellschaft war nicht groß, einige spielten und einige spazirten wie ge¬ wöhnlich. Späterhin, als es zu Tische ge¬ hen sollte, sah ich die Wirthinn und ihre Schwe¬ ster lebhaft und wie in einer besondern Ver¬ legenheit mit einander sprechen. Ich begeg¬ nete ihnen eben und sagte: Zwar habe ich
me Haͤuſer, welche den Toͤchtern ſich von die¬ ſem Coſtum zu entfernen nicht erlauben woll¬ ten. Die uͤbrigen gingen franzoͤſiſch, und dieſe Partie machte jedes Jahr einige Proſelyten. Salzmann hatte viel Bekanntſchaften und uͤber¬ all Zutritt; eine große Annehmlichkeit fuͤr ſeinen Begleitenden, beſonders im Sommer, weil man uͤberall in Gaͤrten nah und fern gute Aufnahme, gute Geſellſchaft und Erfriſchung fand, auch zugleich mehr als eine Einladung zu dieſem oder jenem frohen Tage erhielt. In einem ſolchen Falle traf ich Gelegenheit, mich einer Familie, die ich erſt zum zweyten Male beſuchte, ſehr ſchnell zu empfehlen. Wir wa¬ ren eingeladen und ſtellten uns zur beſtimm¬ ten Zeit ein. Die Geſellſchaft war nicht groß, einige ſpielten und einige ſpazirten wie ge¬ woͤhnlich. Spaͤterhin, als es zu Tiſche ge¬ hen ſollte, ſah ich die Wirthinn und ihre Schwe¬ ſter lebhaft und wie in einer beſondern Ver¬ legenheit mit einander ſprechen. Ich begeg¬ nete ihnen eben und ſagte: Zwar habe ich
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me Haͤuſer, welche den Toͤchtern ſich von die¬
ſem Coſtum zu entfernen nicht erlauben woll¬
ten. Die uͤbrigen gingen franzoͤſiſch, und dieſe
Partie machte jedes Jahr einige Proſelyten.
Salzmann hatte viel Bekanntſchaften und uͤber¬
all Zutritt; eine große Annehmlichkeit fuͤr ſeinen
Begleitenden, beſonders im Sommer, weil
man uͤberall in Gaͤrten nah und fern gute
Aufnahme, gute Geſellſchaft und Erfriſchung
fand, auch zugleich mehr als eine Einladung
zu dieſem oder jenem frohen Tage erhielt. In
einem ſolchen Falle traf ich Gelegenheit, mich
einer Familie, die ich erſt zum zweyten Male
beſuchte, ſehr ſchnell zu empfehlen. Wir wa¬
ren eingeladen und ſtellten uns zur beſtimm¬
ten Zeit ein. Die Geſellſchaft war nicht groß,
einige ſpielten und einige ſpazirten wie ge¬
woͤhnlich. Spaͤterhin, als es zu Tiſche ge¬
hen ſollte, ſah ich die Wirthinn und ihre Schwe¬
ſter lebhaft und wie in einer beſondern Ver¬
legenheit mit einander ſprechen. Ich begeg¬
nete ihnen eben und ſagte: Zwar habe ich
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/381>, abgerufen am 27.11.2024.
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