der bezeichnet. Nicht weniger mit mannig¬ faltigem Grün geschmückt ist der von Sü¬ den herab sich ziehende flache Grund, welchen die Iller bewässert; selbst westwärts, nach dem Gebirge zu, finden sich manche Niede¬ rungen, die einen eben so reizenden Anblick von Wald und Wiesenwuchs gewähren, so wie der nördliche mehr hügelige Theil von unend¬ lichen kleinen Bächen durchschnitten ist, die überall ein schnelles Wachsthum begünstigen. Denkt man sich nun zwischen diesen üppig ausgestreckten Matten, zwischen diesen fröh¬ lich ausgesäeten Hainen alles zum Frucht¬ bau schickliche Land trefflich bearbeitet, grü¬ nend und reifend, und die besten und reich¬ sten Stellen desselben durch Dörfer und Meyer¬ höfe bezeichnet, und eine solche große und un¬ übersehliche, wie ein neues Paradies für den Menschen recht vorbereitete Fläche, näher und ferner von theils angebauten, theils waldbe¬ wachsenen Bergen begrenzt; so wird man das Entzücken begreifen, mit dem ich mein Schick¬
der bezeichnet. Nicht weniger mit mannig¬ faltigem Gruͤn geſchmuͤckt iſt der von Suͤ¬ den herab ſich ziehende flache Grund, welchen die Iller bewaͤſſert; ſelbſt weſtwaͤrts, nach dem Gebirge zu, finden ſich manche Niede¬ rungen, die einen eben ſo reizenden Anblick von Wald und Wieſenwuchs gewaͤhren, ſo wie der noͤrdliche mehr huͤgelige Theil von unend¬ lichen kleinen Baͤchen durchſchnitten iſt, die uͤberall ein ſchnelles Wachsthum beguͤnſtigen. Denkt man ſich nun zwiſchen dieſen uͤppig ausgeſtreckten Matten, zwiſchen dieſen froͤh¬ lich ausgeſaͤeten Hainen alles zum Frucht¬ bau ſchickliche Land trefflich bearbeitet, gruͤ¬ nend und reifend, und die beſten und reich¬ ſten Stellen deſſelben durch Doͤrfer und Meyer¬ hoͤfe bezeichnet, und eine ſolche große und un¬ uͤberſehliche, wie ein neues Paradies fuͤr den Menſchen recht vorbereitete Flaͤche, naͤher und ferner von theils angebauten, theils waldbe¬ wachſenen Bergen begrenzt; ſo wird man das Entzuͤcken begreifen, mit dem ich mein Schick¬
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der bezeichnet. Nicht weniger mit mannig¬
faltigem Gruͤn geſchmuͤckt iſt der von Suͤ¬
den herab ſich ziehende flache Grund, welchen
die Iller bewaͤſſert; ſelbſt weſtwaͤrts, nach
dem Gebirge zu, finden ſich manche Niede¬
rungen, die einen eben ſo reizenden Anblick
von Wald und Wieſenwuchs gewaͤhren, ſo wie
der noͤrdliche mehr huͤgelige Theil von unend¬
lichen kleinen Baͤchen durchſchnitten iſt, die
uͤberall ein ſchnelles Wachsthum beguͤnſtigen.
Denkt man ſich nun zwiſchen dieſen uͤppig
ausgeſtreckten Matten, zwiſchen dieſen froͤh¬
lich ausgeſaͤeten Hainen alles zum Frucht¬
bau ſchickliche Land trefflich bearbeitet, gruͤ¬
nend und reifend, und die beſten und reich¬
ſten Stellen deſſelben durch Doͤrfer und Meyer¬
hoͤfe bezeichnet, und eine ſolche große und un¬
uͤberſehliche, wie ein neues Paradies fuͤr den
Menſchen recht vorbereitete Flaͤche, naͤher und
ferner von theils angebauten, theils waldbe¬
wachſenen Bergen begrenzt; ſo wird man das
Entzuͤcken begreifen, mit dem ich mein Schick¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/355>, abgerufen am 25.11.2024.
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