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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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aber in seiner ganzen Größe nicht vorausge¬
sehenen Uebel den treulichsten Beystand leistete,
mir jede freye Stunde schenkte, und durch Er¬
innerung an frühere Heiterkeiten den trüben
Augenblick zu erhellen wußte, erkenne ich noch
immer mit dem aufrichtigsten Dank, und freue
mich nach so langer Zeit ihn öffentlich abstat¬
ten zu können.

Außer diesem werthen Freunde nahm sich
Gröning von Bremen besonders meiner an.
Ich hatte erst kurz vorher seine Bekanntschaft
gemacht, und sein Wohlwollen gegen mich ward
ich erst bey dem Unfalle gewahr; ich fühlte
den Werth dieser Gunst um so lebhafter, als
Niemand leicht eine nähere Verbindung mit
Leidenden sucht. Er sparte nichts, um mich
zu ergetzen, mich aus dem Nachsinnen über
meinen Zustand herauszuziehen und mir Ge¬
nesung und gesunde Thätigkeit in der nächsten
Zeit vorzuzeigen und zu versprechen. Wie
oft habe ich mich gefreut, in dem Fortgange

aber in ſeiner ganzen Groͤße nicht vorausge¬
ſehenen Uebel den treulichſten Beyſtand leiſtete,
mir jede freye Stunde ſchenkte, und durch Er¬
innerung an fruͤhere Heiterkeiten den truͤben
Augenblick zu erhellen wußte, erkenne ich noch
immer mit dem aufrichtigſten Dank, und freue
mich nach ſo langer Zeit ihn oͤffentlich abſtat¬
ten zu koͤnnen.

Außer dieſem werthen Freunde nahm ſich
Groͤning von Bremen beſonders meiner an.
Ich hatte erſt kurz vorher ſeine Bekanntſchaft
gemacht, und ſein Wohlwollen gegen mich ward
ich erſt bey dem Unfalle gewahr; ich fuͤhlte
den Werth dieſer Gunſt um ſo lebhafter, als
Niemand leicht eine naͤhere Verbindung mit
Leidenden ſucht. Er ſparte nichts, um mich
zu ergetzen, mich aus dem Nachſinnen uͤber
meinen Zuſtand herauszuziehen und mir Ge¬
neſung und geſunde Thaͤtigkeit in der naͤchſten
Zeit vorzuzeigen und zu verſprechen. Wie
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[287/0295] aber in ſeiner ganzen Groͤße nicht vorausge¬ ſehenen Uebel den treulichſten Beyſtand leiſtete, mir jede freye Stunde ſchenkte, und durch Er¬ innerung an fruͤhere Heiterkeiten den truͤben Augenblick zu erhellen wußte, erkenne ich noch immer mit dem aufrichtigſten Dank, und freue mich nach ſo langer Zeit ihn oͤffentlich abſtat¬ ten zu koͤnnen. Außer dieſem werthen Freunde nahm ſich Groͤning von Bremen beſonders meiner an. Ich hatte erſt kurz vorher ſeine Bekanntſchaft gemacht, und ſein Wohlwollen gegen mich ward ich erſt bey dem Unfalle gewahr; ich fuͤhlte den Werth dieſer Gunſt um ſo lebhafter, als Niemand leicht eine naͤhere Verbindung mit Leidenden ſucht. Er ſparte nichts, um mich zu ergetzen, mich aus dem Nachſinnen uͤber meinen Zuſtand herauszuziehen und mir Ge¬ neſung und geſunde Thaͤtigkeit in der naͤchſten Zeit vorzuzeigen und zu verſprechen. Wie oft habe ich mich gefreut, in dem Fortgange

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/295>, abgerufen am 22.11.2024.