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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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an andern, die in der Folge an dem hohen
Sinne markten und mäkeln.

Wie sich aber Begriff und Anschauung
wechselsweise fordern, so konnte ich diese neuen
Gedanken nicht lange verarbeiten, ohne daß
ein unendliches Verlangen bey mir entstanden
wäre, doch einmal bedeutende Kunstwerke in
größerer Masse zu erblicken. Ich entschied
mich daher, Dresden ohne Aufenthalt zu be¬
suchen. An der nöthigen Baarschaft fehlte es
mir nicht; aber es waren andere Schwierig¬
keiten zu überwinden, die ich durch mein gril¬
lenhaftes Wesen noch ohne Noth vermehrte:
denn ich hielt meinen Vorsatz vor Jedermann
geheim, weil ich die dortigen Kunstschätze ganz
nach eigner Art zu betrachten wünschte und, wie
ich meynte, mich von Niemand wollte irre
machen lassen. Außer diesem ward durch noch
eine andre Wunderlichkeit eine so einfache Sa¬
che verwickelter.

an andern, die in der Folge an dem hohen
Sinne markten und maͤkeln.

Wie ſich aber Begriff und Anſchauung
wechſelsweiſe fordern, ſo konnte ich dieſe neuen
Gedanken nicht lange verarbeiten, ohne daß
ein unendliches Verlangen bey mir entſtanden
waͤre, doch einmal bedeutende Kunſtwerke in
groͤßerer Maſſe zu erblicken. Ich entſchied
mich daher, Dresden ohne Aufenthalt zu be¬
ſuchen. An der noͤthigen Baarſchaft fehlte es
mir nicht; aber es waren andere Schwierig¬
keiten zu uͤberwinden, die ich durch mein gril¬
lenhaftes Weſen noch ohne Noth vermehrte:
denn ich hielt meinen Vorſatz vor Jedermann
geheim, weil ich die dortigen Kunſtſchaͤtze ganz
nach eigner Art zu betrachten wuͤnſchte und, wie
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machen laſſen. Außer dieſem ward durch noch
eine andre Wunderlichkeit eine ſo einfache Sa¬
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[251/0259] an andern, die in der Folge an dem hohen Sinne markten und maͤkeln. Wie ſich aber Begriff und Anſchauung wechſelsweiſe fordern, ſo konnte ich dieſe neuen Gedanken nicht lange verarbeiten, ohne daß ein unendliches Verlangen bey mir entſtanden waͤre, doch einmal bedeutende Kunſtwerke in groͤßerer Maſſe zu erblicken. Ich entſchied mich daher, Dresden ohne Aufenthalt zu be¬ ſuchen. An der noͤthigen Baarſchaft fehlte es mir nicht; aber es waren andere Schwierig¬ keiten zu uͤberwinden, die ich durch mein gril¬ lenhaftes Weſen noch ohne Noth vermehrte: denn ich hielt meinen Vorſatz vor Jedermann geheim, weil ich die dortigen Kunſtſchaͤtze ganz nach eigner Art zu betrachten wuͤnſchte und, wie ich meynte, mich von Niemand wollte irre machen laſſen. Außer dieſem ward durch noch eine andre Wunderlichkeit eine ſo einfache Sa¬ che verwickelter.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/259>, abgerufen am 22.11.2024.