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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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nahm die Sache streng, und indem er das
Parodistische, was denn doch in dem Einfall
lag, gar nicht beachtete, so erklärte er den
großen Aufwand von göttlichen Mitteln zu
einem so geringen menschlichen Zweck für
äußerst tadelnswerth, verwies den Gebrauch
und Misbrauch solcher mythologischen Figuren
als eine falsche, aus pedantischen Zeiten sich
herschreibende Gewohnheit, fand den Aus¬
druck bald zu hoch, bald zu niedrig, und hat¬
te zwar im Einzelnen der rothen Dinte nicht
geschont, versicherte jedoch, daß er noch zu
wenig gethan habe.

Solche Stücke wurden zwar anonym vor¬
gelesen und recensirt; allein man paßte ein¬
ander auf, und es blieb kein Geheimniß, daß
diese verunglückte Götterversammlung mein
Wert gewesen sey. Da mir jedoch seine Kri¬
tik, wenn ich seinen Standpunct annahm,
ganz richtig zu seyn schien, und jene Gott¬
heiten, näher besehen, freylich nur hohle

nahm die Sache ſtreng, und indem er das
Parodiſtiſche, was denn doch in dem Einfall
lag, gar nicht beachtete, ſo erklaͤrte er den
großen Aufwand von goͤttlichen Mitteln zu
einem ſo geringen menſchlichen Zweck fuͤr
aͤußerſt tadelnswerth, verwies den Gebrauch
und Misbrauch ſolcher mythologiſchen Figuren
als eine falſche, aus pedantiſchen Zeiten ſich
herſchreibende Gewohnheit, fand den Aus¬
druck bald zu hoch, bald zu niedrig, und hat¬
te zwar im Einzelnen der rothen Dinte nicht
geſchont, verſicherte jedoch, daß er noch zu
wenig gethan habe.

Solche Stuͤcke wurden zwar anonym vor¬
geleſen und recenſirt; allein man paßte ein¬
ander auf, und es blieb kein Geheimniß, daß
dieſe verungluͤckte Goͤtterverſammlung mein
Wert geweſen ſey. Da mir jedoch ſeine Kri¬
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[210/0218] nahm die Sache ſtreng, und indem er das Parodiſtiſche, was denn doch in dem Einfall lag, gar nicht beachtete, ſo erklaͤrte er den großen Aufwand von goͤttlichen Mitteln zu einem ſo geringen menſchlichen Zweck fuͤr aͤußerſt tadelnswerth, verwies den Gebrauch und Misbrauch ſolcher mythologiſchen Figuren als eine falſche, aus pedantiſchen Zeiten ſich herſchreibende Gewohnheit, fand den Aus¬ druck bald zu hoch, bald zu niedrig, und hat¬ te zwar im Einzelnen der rothen Dinte nicht geſchont, verſicherte jedoch, daß er noch zu wenig gethan habe. Solche Stuͤcke wurden zwar anonym vor¬ geleſen und recenſirt; allein man paßte ein¬ ander auf, und es blieb kein Geheimniß, daß dieſe verungluͤckte Goͤtterverſammlung mein Wert geweſen ſey. Da mir jedoch ſeine Kri¬ tik, wenn ich ſeinen Standpunct annahm, ganz richtig zu ſeyn ſchien, und jene Gott¬ heiten, naͤher beſehen, freylich nur hohle

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/218>, abgerufen am 25.11.2024.