Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.sen zu haben, den sie unzerstückt in die Küche Wie nun aber eine Feyerlichkeit dieser ſen zu haben, den ſie unzerſtuͤckt in die Kuͤche Wie nun aber eine Feyerlichkeit dieſer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0505" n="489"/> ſen zu haben, den ſie unzerſtuͤckt in die Kuͤche<lb/> geliefert; die Weinſchroͤter dagegen machten<lb/> Anſpruch, weil die Kuͤche in der Naͤhe ih¬<lb/> res zunftmaͤßigen Aufenthalts erbaut war,<lb/> und weil ſie das letztemal obgeſiegt hatten;<lb/> wie denn aus dem vergitterten Giebelfenſter<lb/> ihres Zunft- und Verſammlungshauſes die<lb/> Hoͤrner jenes erbeuteten Stiers als Sieges¬<lb/> zeichen hervorſtarrend zu ſehen waren. Beyde<lb/> zahlreichen Innungen hatten ſehr kraͤftige und<lb/> tuͤchtige Mitglieder; wer aber dießmal den<lb/> Sieg davon getragen, iſt mir nicht mehr er¬<lb/> innerlich.</p><lb/> <p>Wie nun aber eine Feyerlichkeit dieſer<lb/> Art mit etwas Gefaͤhrlichem und Schreck¬<lb/> haften ſchließen ſoll, ſo war es wirklich ein<lb/> fuͤrchterlicher Augenblick, als die bretterne<lb/> Kuͤche ſelbſt Preis gemacht wurde. Das<lb/> Dach derſelben wimmelte ſogleich von Men¬<lb/> ſchen, ohne daß man wußte wie ſie hinauf¬<lb/> gekommen; die Bretter wurden losgeriſſen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [489/0505]
ſen zu haben, den ſie unzerſtuͤckt in die Kuͤche
geliefert; die Weinſchroͤter dagegen machten
Anſpruch, weil die Kuͤche in der Naͤhe ih¬
res zunftmaͤßigen Aufenthalts erbaut war,
und weil ſie das letztemal obgeſiegt hatten;
wie denn aus dem vergitterten Giebelfenſter
ihres Zunft- und Verſammlungshauſes die
Hoͤrner jenes erbeuteten Stiers als Sieges¬
zeichen hervorſtarrend zu ſehen waren. Beyde
zahlreichen Innungen hatten ſehr kraͤftige und
tuͤchtige Mitglieder; wer aber dießmal den
Sieg davon getragen, iſt mir nicht mehr er¬
innerlich.
Wie nun aber eine Feyerlichkeit dieſer
Art mit etwas Gefaͤhrlichem und Schreck¬
haften ſchließen ſoll, ſo war es wirklich ein
fuͤrchterlicher Augenblick, als die bretterne
Kuͤche ſelbſt Preis gemacht wurde. Das
Dach derſelben wimmelte ſogleich von Men¬
ſchen, ohne daß man wußte wie ſie hinauf¬
gekommen; die Bretter wurden losgeriſſen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/505 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/505>, abgerufen am 16.02.2025. |