am Fuße des Blumentopfes eine Kornähre benascht. Mehr dergleichen unschuldige Na¬ turgegenstände, als Schmetterlinge und Kä¬ fer, wurden herbeygeschafft und dargestellt, so daß zuletzt, was Nachahmung und Aus¬ führung betraf, ein höchst schätzbares Bild beysammen war.
Ich wunderte mich daher nicht wenig, als der gute Mann mir eines Tages, da die Arbeit bald abgeliefert werden sollte, um¬ ständlich eröffnete, wie ihm das Bild nicht mehr gefalle, indem es wohl im Einzelnen ganz gut gerathen, im Ganzen aber nicht gut componirt sey, weil es so nach und nach entstanden, und er im Anfange das Versehen begangen, sich nicht wenigstens einen allge¬ meinen Plan für Licht und Schatten so wie für Farben zu entwerfen, nach welchem man die einzelnen Blumen hätte einordnen kön¬ nen. Er ging mit mir das während eines halben Jahrs vor meinen Augen entstandene
am Fuße des Blumentopfes eine Kornaͤhre benaſcht. Mehr dergleichen unſchuldige Na¬ turgegenſtaͤnde, als Schmetterlinge und Kaͤ¬ fer, wurden herbeygeſchafft und dargeſtellt, ſo daß zuletzt, was Nachahmung und Aus¬ fuͤhrung betraf, ein hoͤchſt ſchaͤtzbares Bild beyſammen war.
Ich wunderte mich daher nicht wenig, als der gute Mann mir eines Tages, da die Arbeit bald abgeliefert werden ſollte, um¬ ſtaͤndlich eroͤffnete, wie ihm das Bild nicht mehr gefalle, indem es wohl im Einzelnen ganz gut gerathen, im Ganzen aber nicht gut componirt ſey, weil es ſo nach und nach entſtanden, und er im Anfange das Verſehen begangen, ſich nicht wenigſtens einen allge¬ meinen Plan fuͤr Licht und Schatten ſo wie fuͤr Farben zu entwerfen, nach welchem man die einzelnen Blumen haͤtte einordnen koͤn¬ nen. Er ging mit mir das waͤhrend eines halben Jahrs vor meinen Augen entſtandene
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am Fuße des Blumentopfes eine Kornaͤhre
benaſcht. Mehr dergleichen unſchuldige Na¬
turgegenſtaͤnde, als Schmetterlinge und Kaͤ¬
fer, wurden herbeygeſchafft und dargeſtellt,
ſo daß zuletzt, was Nachahmung und Aus¬
fuͤhrung betraf, ein hoͤchſt ſchaͤtzbares Bild
beyſammen war.
Ich wunderte mich daher nicht wenig, als
der gute Mann mir eines Tages, da die
Arbeit bald abgeliefert werden ſollte, um¬
ſtaͤndlich eroͤffnete, wie ihm das Bild nicht
mehr gefalle, indem es wohl im Einzelnen
ganz gut gerathen, im Ganzen aber nicht
gut componirt ſey, weil es ſo nach und nach
entſtanden, und er im Anfange das Verſehen
begangen, ſich nicht wenigſtens einen allge¬
meinen Plan fuͤr Licht und Schatten ſo wie
fuͤr Farben zu entwerfen, nach welchem man
die einzelnen Blumen haͤtte einordnen koͤn¬
nen. Er ging mit mir das waͤhrend eines
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/378>, abgerufen am 26.11.2024.
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