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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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stenknabe ihnen am Sabbath auf dem Fischer¬
felde begegnend, sich freundlich und aufmerk¬
sam bewies. Aeußerst neugierig war ich
daher, ihre Ceremonien kennen zu lernen.
Ich ließ nicht ab, bis ich ihre Schule öfters
besucht, einer Beschneidung, einer Hochzeit
beygewohnt und von dem Lauberhüttenfest mir
ein Bild gemacht hatte. Ueberall war ich
wohl aufgenommen, gut bewirthet und zur
Wiederkehr eingeladen: denn es waren Per¬
sonen von Einfluß, die mich entweder hin¬
führten oder empfahlen.

So wurde ich denn als ein junger Bewoh¬
ner einer großen Stadt von einem Gegen¬
stand zum andern hin und wieder geworfen,
und es fehlte mitten in der bürgerlichen Ruhe
und Sicherheit nicht an gräßlichen Auftritten.
Bald weckte ein näherer oder entfernter
Brand uns aus unserm häuslichen Frieden,
bald setzte ein entdecktes großes Verbrechen,
dessen Untersuchung und Bestrafung die Stadt

ſtenknabe ihnen am Sabbath auf dem Fiſcher¬
felde begegnend, ſich freundlich und aufmerk¬
ſam bewies. Aeußerſt neugierig war ich
daher, ihre Ceremonien kennen zu lernen.
Ich ließ nicht ab, bis ich ihre Schule oͤfters
beſucht, einer Beſchneidung, einer Hochzeit
beygewohnt und von dem Lauberhuͤttenfeſt mir
ein Bild gemacht hatte. Ueberall war ich
wohl aufgenommen, gut bewirthet und zur
Wiederkehr eingeladen: denn es waren Per¬
ſonen von Einfluß, die mich entweder hin¬
fuͤhrten oder empfahlen.

So wurde ich denn als ein junger Bewoh¬
ner einer großen Stadt von einem Gegen¬
ſtand zum andern hin und wieder geworfen,
und es fehlte mitten in der buͤrgerlichen Ruhe
und Sicherheit nicht an graͤßlichen Auftritten.
Bald weckte ein naͤherer oder entfernter
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[352/0368] ſtenknabe ihnen am Sabbath auf dem Fiſcher¬ felde begegnend, ſich freundlich und aufmerk¬ ſam bewies. Aeußerſt neugierig war ich daher, ihre Ceremonien kennen zu lernen. Ich ließ nicht ab, bis ich ihre Schule oͤfters beſucht, einer Beſchneidung, einer Hochzeit beygewohnt und von dem Lauberhuͤttenfeſt mir ein Bild gemacht hatte. Ueberall war ich wohl aufgenommen, gut bewirthet und zur Wiederkehr eingeladen: denn es waren Per¬ ſonen von Einfluß, die mich entweder hin¬ fuͤhrten oder empfahlen. So wurde ich denn als ein junger Bewoh¬ ner einer großen Stadt von einem Gegen¬ ſtand zum andern hin und wieder geworfen, und es fehlte mitten in der buͤrgerlichen Ruhe und Sicherheit nicht an graͤßlichen Auftritten. Bald weckte ein naͤherer oder entfernter Brand uns aus unſerm haͤuslichen Frieden, bald ſetzte ein entdecktes großes Verbrechen, deſſen Unterſuchung und Beſtrafung die Stadt

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/368>, abgerufen am 27.11.2024.