dirt Theologie und schreibt ein sehr förm¬ liches Latein, dem er manchmal ein grie¬ chisches Postscript hinzufügt. Einem folgen¬ den in Hamburg als Handlungsdiener ange¬ stellt, ward natürlich die englische Correspon¬ denz zu Theil, so wie einem jüngern der sich in Marseille aufhielt, die französische. Zum Italiänischen fand sich ein Musikus auf seinem ersten Ausflug in die Welt, und der jüngste, eine Art von naseweisem Nestquackelchen, hat¬ te, da ihm die übrigen Sprachen abgeschnit¬ ten waren, sich aufs Judendeutsch gelegt, und brachte durch seine schrecklichen Chiffern die übrigen in Verzweiflung, und die Aeltern über den guten Einfall zum Lachen.
Für diese wunderliche Form suchte ich mir einigen Gehalt, indem ich die Geographie der Gegenden, wo meine Geschöpfe sich auf¬ hielten, studirte, und zu jenen trockenen Loca¬ liläten allerley Menschlichkeiten hinzu erfand, die mit dem Character der Personen und ih¬
dirt Theologie und ſchreibt ein ſehr foͤrm¬ liches Latein, dem er manchmal ein grie¬ chiſches Poſtſcript hinzufuͤgt. Einem folgen¬ den in Hamburg als Handlungsdiener ange¬ ſtellt, ward natuͤrlich die engliſche Correſpon¬ denz zu Theil, ſo wie einem juͤngern der ſich in Marſeille aufhielt, die franzoͤſiſche. Zum Italiaͤniſchen fand ſich ein Muſikus auf ſeinem erſten Ausflug in die Welt, und der juͤngſte, eine Art von naſeweiſem Neſtquackelchen, hat¬ te, da ihm die uͤbrigen Sprachen abgeſchnit¬ ten waren, ſich aufs Judendeutſch gelegt, und brachte durch ſeine ſchrecklichen Chiffern die uͤbrigen in Verzweiflung, und die Aeltern uͤber den guten Einfall zum Lachen.
Fuͤr dieſe wunderliche Form ſuchte ich mir einigen Gehalt, indem ich die Geographie der Gegenden, wo meine Geſchoͤpfe ſich auf¬ hielten, ſtudirte, und zu jenen trockenen Loca¬ lilaͤten allerley Menſchlichkeiten hinzu erfand, die mit dem Character der Perſonen und ih¬
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dirt Theologie und ſchreibt ein ſehr foͤrm¬
liches Latein, dem er manchmal ein grie¬
chiſches Poſtſcript hinzufuͤgt. Einem folgen¬
den in Hamburg als Handlungsdiener ange¬
ſtellt, ward natuͤrlich die engliſche Correſpon¬
denz zu Theil, ſo wie einem juͤngern der ſich
in Marſeille aufhielt, die franzoͤſiſche. Zum
Italiaͤniſchen fand ſich ein Muſikus auf ſeinem
erſten Ausflug in die Welt, und der juͤngſte,
eine Art von naſeweiſem Neſtquackelchen, hat¬
te, da ihm die uͤbrigen Sprachen abgeſchnit¬
ten waren, ſich aufs Judendeutſch gelegt, und
brachte durch ſeine ſchrecklichen Chiffern die
uͤbrigen in Verzweiflung, und die Aeltern
uͤber den guten Einfall zum Lachen.
Fuͤr dieſe wunderliche Form ſuchte ich mir
einigen Gehalt, indem ich die Geographie
der Gegenden, wo meine Geſchoͤpfe ſich auf¬
hielten, ſtudirte, und zu jenen trockenen Loca¬
lilaͤten allerley Menſchlichkeiten hinzu erfand,
die mit dem Character der Perſonen und ih¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/303>, abgerufen am 25.11.2024.
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