Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.Iphigenie auf Tauris Laß mich nur sinnen, bleibe still! Zuletzt,Bedarf's zur That vereinter Kräfte, dann Ruf' ich dich auf, und beyde schreiten wir Mit überlegter Kühnheit zur Vollendung. Orest. Ich hör' Ulyssen reden. Pylades. Spotte nicht. Ein jeglicher muß seinen Helden wählen, Dem er die Wege zum Olymp hinauf Sich nacharbeitet. Laß es mich gestehn: Mir scheinet List und Klugheit nicht den Mann Zu schänden, der sich kühnen Thaten weiht. Orest. Ich schätze den, der tapfer ist und g'rad. Pylades. Drum hab' ich keinen Rath von dir verlangt. Schon ist ein Schritt gethan. Von unsern Wächtern Hab' ich bisher gar vieles ausgelockt. Ich weiß, ein fremdes, göttergleiches Weib Iphigenie auf Tauris Laß mich nur ſinnen, bleibe ſtill! Zuletzt,Bedarf’s zur That vereinter Kräfte, dann Ruf’ ich dich auf, und beyde ſchreiten wir Mit überlegter Kühnheit zur Vollendung. Oreſt. Ich hör’ Ulyſſen reden. Pylades. Spotte nicht. Ein jeglicher muß ſeinen Helden wählen, Dem er die Wege zum Olymp hinauf Sich nacharbeitet. Laß es mich geſtehn: Mir ſcheinet Liſt und Klugheit nicht den Mann Zu ſchänden, der ſich kühnen Thaten weiht. Oreſt. Ich ſchätze den, der tapfer iſt und g’rad. Pylades. Drum hab’ ich keinen Rath von dir verlangt. Schon iſt ein Schritt gethan. Von unſern Wächtern Hab’ ich bisher gar vieles ausgelockt. Ich weiß, ein fremdes, göttergleiches Weib <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#PYL"> <p><pb facs="#f0055" n="46"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Iphigenie auf Tauris</hi></fw><lb/> Laß mich nur ſinnen, bleibe ſtill! Zuletzt,<lb/> Bedarf’s zur That vereinter Kräfte, dann<lb/> Ruf’ ich dich auf, und beyde ſchreiten wir<lb/> Mit überlegter Kühnheit zur Vollendung.</p> </sp><lb/> <sp who="#ORE"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Oreſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich hör’ Ulyſſen reden.</p> </sp><lb/> <sp who="#PYL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Pylades</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Spotte nicht.</hi><lb/> Ein jeglicher muß ſeinen Helden wählen,<lb/> Dem er die Wege zum Olymp hinauf<lb/> Sich nacharbeitet. Laß es mich geſtehn:<lb/> Mir ſcheinet Liſt und Klugheit nicht den Mann<lb/> Zu ſchänden, der ſich kühnen Thaten weiht.</p> </sp><lb/> <sp who="#ORE"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Oreſt</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich ſchätze den, der tapfer iſt und g’rad.</p> </sp><lb/> <sp who="#PYL"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Pylades</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Drum hab’ ich keinen Rath von dir verlangt.<lb/> Schon iſt ein Schritt gethan. Von unſern<lb/> Wächtern<lb/> Hab’ ich bisher gar vieles ausgelockt.<lb/> Ich weiß, ein fremdes, göttergleiches Weib<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0055]
Iphigenie auf Tauris
Laß mich nur ſinnen, bleibe ſtill! Zuletzt,
Bedarf’s zur That vereinter Kräfte, dann
Ruf’ ich dich auf, und beyde ſchreiten wir
Mit überlegter Kühnheit zur Vollendung.
Oreſt.
Ich hör’ Ulyſſen reden.
Pylades.
Spotte nicht.
Ein jeglicher muß ſeinen Helden wählen,
Dem er die Wege zum Olymp hinauf
Sich nacharbeitet. Laß es mich geſtehn:
Mir ſcheinet Liſt und Klugheit nicht den Mann
Zu ſchänden, der ſich kühnen Thaten weiht.
Oreſt.
Ich ſchätze den, der tapfer iſt und g’rad.
Pylades.
Drum hab’ ich keinen Rath von dir verlangt.
Schon iſt ein Schritt gethan. Von unſern
Wächtern
Hab’ ich bisher gar vieles ausgelockt.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/55>, abgerufen am 07.07.2024. |