Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.Iphigenie auf Tauris Dritter Auftritt. Iphigenie. Thoas. Iphigenie. Mit königlichen Gütern segne dich Die Göttinn! Sie gewähre Sieg und Ruhm Und Reichthum und das Wohl der Deinigen Und jedes frommen Wunsches Fülle dir! Daß, der du über viele sorgend herrschest, Du auch vor vielen seltnes Glück genießest. Thoas. Zufrieden wär' ich, wenn mein Volk mich rühmte: Was ich erwarb, genießen andre mehr Als ich. Der ist am glücklichsten, er sey Ein König oder ein Geringer, dem In seinem Hause Wohl bereitet ist. Du nahmest Theil an meinen tiefen Schmerzen, Als mir das Schwert der Feinde meinen Sohn, Den letzten, besten, von der Seite riß. So lang' die Rache meinen Geist besaß, Empfand ich nicht die Öde meiner Wohnung; Iphigenie auf Tauris Dritter Auftritt. Iphigenie. Thoas. Iphigenie. Mit königlichen Gütern ſegne dich Die Göttinn! Sie gewähre Sieg und Ruhm Und Reichthum und das Wohl der Deinigen Und jedes frommen Wunſches Fülle dir! Daß, der du über viele ſorgend herrſcheſt, Du auch vor vielen ſeltnes Glück genießeſt. Thoas. Zufrieden wär’ ich, wenn mein Volk mich rühmte: Was ich erwarb, genießen andre mehr Als ich. Der iſt am glücklichſten, er ſey Ein König oder ein Geringer, dem In ſeinem Hauſe Wohl bereitet iſt. Du nahmeſt Theil an meinen tiefen Schmerzen, Als mir das Schwert der Feinde meinen Sohn, Den letzten, beſten, von der Seite riß. So lang’ die Rache meinen Geiſt beſaß, Empfand ich nicht die Öde meiner Wohnung; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#IPH"> <pb facs="#f0025" n="16"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Iphigenie auf Tauris</hi> </fw> </sp> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Dritter Auftritt.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#g">Iphigenie. Thoas.</hi> </stage><lb/> <sp who="#IPH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Iphigenie.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Mit königlichen Gütern ſegne dich<lb/> Die Göttinn! Sie gewähre Sieg und Ruhm<lb/> Und Reichthum und das Wohl der Deinigen<lb/> Und jedes frommen Wunſches Fülle dir!<lb/> Daß, der du über viele ſorgend herrſcheſt,<lb/> Du auch vor vielen ſeltnes Glück genießeſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Thoas.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Zufrieden wär’ ich, wenn mein Volk mich<lb/> rühmte:<lb/> Was ich erwarb, genießen andre mehr<lb/> Als ich. Der iſt am glücklichſten, er ſey<lb/> Ein König oder ein Geringer, dem<lb/> In ſeinem Hauſe Wohl bereitet iſt.<lb/> Du nahmeſt Theil an meinen tiefen Schmerzen,<lb/> Als mir das Schwert der Feinde meinen Sohn,<lb/> Den letzten, beſten, von der Seite riß.<lb/> So lang’ die Rache meinen Geiſt beſaß,<lb/> Empfand ich nicht die Öde meiner Wohnung;<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0025]
Iphigenie auf Tauris
Dritter Auftritt.
Iphigenie. Thoas.
Iphigenie.
Mit königlichen Gütern ſegne dich
Die Göttinn! Sie gewähre Sieg und Ruhm
Und Reichthum und das Wohl der Deinigen
Und jedes frommen Wunſches Fülle dir!
Daß, der du über viele ſorgend herrſcheſt,
Du auch vor vielen ſeltnes Glück genießeſt.
Thoas.
Zufrieden wär’ ich, wenn mein Volk mich
rühmte:
Was ich erwarb, genießen andre mehr
Als ich. Der iſt am glücklichſten, er ſey
Ein König oder ein Geringer, dem
In ſeinem Hauſe Wohl bereitet iſt.
Du nahmeſt Theil an meinen tiefen Schmerzen,
Als mir das Schwert der Feinde meinen Sohn,
Den letzten, beſten, von der Seite riß.
So lang’ die Rache meinen Geiſt beſaß,
Empfand ich nicht die Öde meiner Wohnung;
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/25>, abgerufen am 16.02.2025. |