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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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war allein mit einem Knaben. Jch stund unten an
der Treppe und sagte leise zu ihm: ein Paar Worte
von eurem Berlichingen. Er ward bestürzt, ich sa-
he das Geständniß seines Lasters in seinem Gesicht,
er hatte kaum das Herz mich anzusehen, mich, ei-
nen schlechten Reutersjungen.
Selbitz. Das macht, sein Gewissen war schlech-
ter als dein Stand.
Georg Du bist Bambergisch! sagt er. Jch bring
einen Grus vom Ritter Berlichingen, sagt ich, und
soll fragen -- komm morgen früh, sagt er, an
mein Zimmer, wir wollen weiter reden.
Götz Kamst du.
Georg. Wohl kam ich, und mußt im Vorsaal
stehn, lang lang. Und die seidne Buben beguckten
mich von vorn und hinten. Jch dachte guckt ihr --
endlich führte man mich hinein, er schien böse, mir
war's einerley. Jch tratt zu ihm und sagte meine
Commißion. Er that feindlich böse, wie einer der
kein Herz hat und 's nit will merken lassen. Er
verwunderte sich, daß ihr ihn durch einen Reuters-
jungen zur Rede setzen ließt. Das verdroß mich.
Jch sagte, es gäbe nur zweyerley Leut, brave und
Schur-
F 3


war allein mit einem Knaben. Jch ſtund unten an
der Treppe und ſagte leiſe zu ihm: ein Paar Worte
von eurem Berlichingen. Er ward beſtuͤrzt, ich ſa-
he das Geſtaͤndniß ſeines Laſters in ſeinem Geſicht,
er hatte kaum das Herz mich anzuſehen, mich, ei-
nen ſchlechten Reutersjungen.
Selbitz. Das macht, ſein Gewiſſen war ſchlech-
ter als dein Stand.
Georg Du biſt Bambergiſch! ſagt er. Jch bring
einen Grus vom Ritter Berlichingen, ſagt ich, und
ſoll fragen — komm morgen fruͤh, ſagt er, an
mein Zimmer, wir wollen weiter reden.
Goͤtz Kamſt du.
Georg. Wohl kam ich, und mußt im Vorſaal
ſtehn, lang lang. Und die ſeidne Buben beguckten
mich von vorn und hinten. Jch dachte guckt ihr —
endlich fuͤhrte man mich hinein, er ſchien boͤſe, mir
war’s einerley. Jch tratt zu ihm und ſagte meine
Commißion. Er that feindlich boͤſe, wie einer der
kein Herz hat und ’s nit will merken laſſen. Er
verwunderte ſich, daß ihr ihn durch einen Reuters-
jungen zur Rede ſetzen ließt. Das verdroß mich.
Jch ſagte, es gaͤbe nur zweyerley Leut, brave und
Schur-
F 3
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[85/0089] war allein mit einem Knaben. Jch ſtund unten an der Treppe und ſagte leiſe zu ihm: ein Paar Worte von eurem Berlichingen. Er ward beſtuͤrzt, ich ſa- he das Geſtaͤndniß ſeines Laſters in ſeinem Geſicht, er hatte kaum das Herz mich anzuſehen, mich, ei- nen ſchlechten Reutersjungen. Selbitz. Das macht, ſein Gewiſſen war ſchlech- ter als dein Stand. Georg Du biſt Bambergiſch! ſagt er. Jch bring einen Grus vom Ritter Berlichingen, ſagt ich, und ſoll fragen — komm morgen fruͤh, ſagt er, an mein Zimmer, wir wollen weiter reden. Goͤtz Kamſt du. Georg. Wohl kam ich, und mußt im Vorſaal ſtehn, lang lang. Und die ſeidne Buben beguckten mich von vorn und hinten. Jch dachte guckt ihr — endlich fuͤhrte man mich hinein, er ſchien boͤſe, mir war’s einerley. Jch tratt zu ihm und ſagte meine Commißion. Er that feindlich boͤſe, wie einer der kein Herz hat und ’s nit will merken laſſen. Er verwunderte ſich, daß ihr ihn durch einen Reuters- jungen zur Rede ſetzen ließt. Das verdroß mich. Jch ſagte, es gaͤbe nur zweyerley Leut, brave und Schur- F 3

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/89>, abgerufen am 24.11.2024.