Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

Bild:
<< vorherige Seite


Götz. Jch seh nicht ein was das geben soll.
Selbitz. Jch wohl. Eure Versöhnung war ein
wenig zu schnell, als daß sie dauerhaft hätte seyn
sollen. Der Liebetraut ist ein pfiffiger Kerl, von
dem hat er sich beschwätzen lassen.
Götz. Glaubst du daß er bundbrüchig werden
wird.
Selbitz. Der erste Schritt ist gethan.
Götz. Jch glaubs nicht. Wer weiß wie nöthig
es war an Hof zu gehen, man ist ihm noch schuldig,
wir wollen das beste hoffen.
Selbitz. Wollte Gott, er verdient es, und
thäte das beste.
Götz. Mir fällt eine List ein, wir wollen Geor-
gen des Bamberger Reuters erbeuteten Küttel an-
ziehen, und ihm das Geleitzeichen geben, er mag
nach Bamberg reiten, und sehen wie's steht.
Georg. Da hab ich lang drauf gehofft.
Götz. Es ist dein erster Ritt. Sey fürsichtig
Knabe, mir wäre leid wenn dir ein Unfall bege-
gnen sollt.
Georg. Laßts nur, mich irrts nicht wenn noch
so viel um mich herum krabeln, mir ists als wenns
Ratten und Mäus wären.
(ab.)
am-


Goͤtz. Jch ſeh nicht ein was das geben ſoll.
Selbitz. Jch wohl. Eure Verſoͤhnung war ein
wenig zu ſchnell, als daß ſie dauerhaft haͤtte ſeyn
ſollen. Der Liebetraut iſt ein pfiffiger Kerl, von
dem hat er ſich beſchwaͤtzen laſſen.
Goͤtz. Glaubſt du daß er bundbruͤchig werden
wird.
Selbitz. Der erſte Schritt iſt gethan.
Goͤtz. Jch glaubs nicht. Wer weiß wie noͤthig
es war an Hof zu gehen, man iſt ihm noch ſchuldig,
wir wollen das beſte hoffen.
Selbitz. Wollte Gott, er verdient es, und
thaͤte das beſte.
Goͤtz. Mir faͤllt eine Liſt ein, wir wollen Geor-
gen des Bamberger Reuters erbeuteten Kuͤttel an-
ziehen, und ihm das Geleitzeichen geben, er mag
nach Bamberg reiten, und ſehen wie’s ſteht.
Georg. Da hab ich lang drauf gehofft.
Goͤtz. Es iſt dein erſter Ritt. Sey fuͤrſichtig
Knabe, mir waͤre leid wenn dir ein Unfall bege-
gnen ſollt.
Georg. Laßts nur, mich irrts nicht wenn noch
ſo viel um mich herum krabeln, mir iſts als wenns
Ratten und Maͤus waͤren.
(ab.)
am-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#GEO">
          <pb facs="#f0078" n="74"/>
          <fw place="top" type="header">
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </fw>
        </sp>
        <sp who="#GOETZ">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tz.</hi> </speaker>
          <p>Jch &#x017F;eh nicht ein was das geben &#x017F;oll.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SEL">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Selbitz.</hi> </speaker>
          <p>Jch wohl. Eure Ver&#x017F;o&#x0364;hnung war ein<lb/>
wenig zu &#x017F;chnell, als daß &#x017F;ie dauerhaft ha&#x0364;tte &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;ollen. Der Liebetraut i&#x017F;t ein pfiffiger Kerl, von<lb/>
dem hat er &#x017F;ich be&#x017F;chwa&#x0364;tzen la&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GOETZ">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tz.</hi> </speaker>
          <p>Glaub&#x017F;t du daß er bundbru&#x0364;chig werden<lb/>
wird.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SEL">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Selbitz.</hi> </speaker>
          <p>Der er&#x017F;te Schritt i&#x017F;t gethan.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GOETZ">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tz.</hi> </speaker>
          <p>Jch glaubs nicht. Wer weiß wie no&#x0364;thig<lb/>
es war an Hof zu gehen, man i&#x017F;t ihm noch &#x017F;chuldig,<lb/>
wir wollen das be&#x017F;te hoffen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SEL">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Selbitz.</hi> </speaker>
          <p>Wollte Gott, er verdient es, und<lb/>
tha&#x0364;te das be&#x017F;te.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GOETZ">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tz.</hi> </speaker>
          <p>Mir fa&#x0364;llt eine Li&#x017F;t ein, wir wollen Geor-<lb/>
gen des Bamberger Reuters erbeuteten Ku&#x0364;ttel an-<lb/>
ziehen, und ihm das Geleitzeichen geben, er mag<lb/>
nach Bamberg reiten, und &#x017F;ehen wie&#x2019;s &#x017F;teht.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GEO">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Georg.</hi> </speaker>
          <p>Da hab ich lang drauf gehofft.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GOETZ">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tz.</hi> </speaker>
          <p>Es i&#x017F;t dein er&#x017F;ter Ritt. Sey fu&#x0364;r&#x017F;ichtig<lb/>
Knabe, mir wa&#x0364;re leid wenn dir ein Unfall bege-<lb/>
gnen &#x017F;ollt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GEO">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Georg.</hi> </speaker>
          <p>Laßts nur, mich irrts nicht wenn noch<lb/>
&#x017F;o viel um mich herum krabeln, mir i&#x017F;ts als wenns<lb/>
Ratten und Ma&#x0364;us wa&#x0364;ren.</p>
          <stage>(ab.)</stage><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">am-</fw><lb/>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0078] Goͤtz. Jch ſeh nicht ein was das geben ſoll. Selbitz. Jch wohl. Eure Verſoͤhnung war ein wenig zu ſchnell, als daß ſie dauerhaft haͤtte ſeyn ſollen. Der Liebetraut iſt ein pfiffiger Kerl, von dem hat er ſich beſchwaͤtzen laſſen. Goͤtz. Glaubſt du daß er bundbruͤchig werden wird. Selbitz. Der erſte Schritt iſt gethan. Goͤtz. Jch glaubs nicht. Wer weiß wie noͤthig es war an Hof zu gehen, man iſt ihm noch ſchuldig, wir wollen das beſte hoffen. Selbitz. Wollte Gott, er verdient es, und thaͤte das beſte. Goͤtz. Mir faͤllt eine Liſt ein, wir wollen Geor- gen des Bamberger Reuters erbeuteten Kuͤttel an- ziehen, und ihm das Geleitzeichen geben, er mag nach Bamberg reiten, und ſehen wie’s ſteht. Georg. Da hab ich lang drauf gehofft. Goͤtz. Es iſt dein erſter Ritt. Sey fuͤrſichtig Knabe, mir waͤre leid wenn dir ein Unfall bege- gnen ſollt. Georg. Laßts nur, mich irrts nicht wenn noch ſo viel um mich herum krabeln, mir iſts als wenns Ratten und Maͤus waͤren. (ab.) am-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/78
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/78>, abgerufen am 04.05.2024.