Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.Faust Faust. Ich fühl's, vergebens hab' ich alle Schätze Des Menschengeist's auf mich herbeygerafft, Und wenn ich mich am Ende niedersetze, Quillt innerlich doch keine neue Kraft; Ich bin nicht um ein Haar breit höher, Bin dem Unendlichen nicht näher. Mephistopheles. Mein guter Herr, ihr seht die Sachen, Wie man die Sachen eben sieht; Wir müssen das gescheidter machen, Eh' uns des Lebens Freude flieht. Was Henker! freylich Händ und Füße Und Kopf und H -- -- die sind dein; Doch alles was ich frisch genieße, Ist das drum weniger mein? Wenn ich sechs Hengste zahlen kann, Sind ihre Kräfte nicht die meine? Ich renne zu und bin ein rechter Mann, Als hätt' ich vier und zwanzig Beine. Drum frisch! laß alles Sinnen seyn, Fauſt Fauſt. Ich fühl’s, vergebens hab’ ich alle Schätze Des Menſchengeiſt’s auf mich herbeygerafft, Und wenn ich mich am Ende niederſetze, Quillt innerlich doch keine neue Kraft; Ich bin nicht um ein Haar breit höher, Bin dem Unendlichen nicht näher. Mephiſtopheles. Mein guter Herr, ihr ſeht die Sachen, Wie man die Sachen eben ſieht; Wir müſſen das geſcheidter machen, Eh’ uns des Lebens Freude flieht. Was Henker! freylich Händ und Füße Und Kopf und H — — die ſind dein; Doch alles was ich friſch genieße, Iſt das drum weniger mein? Wenn ich ſechs Hengſte zahlen kann, Sind ihre Kräfte nicht die meine? Ich renne zu und bin ein rechter Mann, Als hätt’ ich vier und zwanzig Beine. Drum friſch! laß alles Sinnen ſeyn, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0032" n="22"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Fauſt</hi> </fw><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich fühl’s, vergebens hab’ ich alle Schätze<lb/> Des Menſchengeiſt’s auf mich herbeygerafft,<lb/> Und wenn ich mich am Ende niederſetze,<lb/> Quillt innerlich doch keine neue Kraft;<lb/> Ich bin nicht um ein Haar breit höher,<lb/> Bin dem Unendlichen nicht näher.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein guter Herr, ihr ſeht die Sachen,<lb/> Wie man die Sachen eben ſieht;<lb/> Wir müſſen das geſcheidter machen,<lb/> Eh’ uns des Lebens Freude flieht.<lb/> Was Henker! freylich Händ und Füße<lb/> Und Kopf und H — — die ſind dein;<lb/> Doch alles was ich friſch genieße,<lb/> Iſt das drum weniger mein?<lb/> Wenn ich ſechs Hengſte zahlen kann,<lb/> Sind ihre Kräfte nicht die meine?<lb/> Ich renne zu und bin ein rechter Mann,<lb/> Als hätt’ ich vier und zwanzig Beine.<lb/> Drum friſch! laß alles Sinnen ſeyn,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0032]
Fauſt
Fauſt.
Ich fühl’s, vergebens hab’ ich alle Schätze
Des Menſchengeiſt’s auf mich herbeygerafft,
Und wenn ich mich am Ende niederſetze,
Quillt innerlich doch keine neue Kraft;
Ich bin nicht um ein Haar breit höher,
Bin dem Unendlichen nicht näher.
Mephiſtopheles.
Mein guter Herr, ihr ſeht die Sachen,
Wie man die Sachen eben ſieht;
Wir müſſen das geſcheidter machen,
Eh’ uns des Lebens Freude flieht.
Was Henker! freylich Händ und Füße
Und Kopf und H — — die ſind dein;
Doch alles was ich friſch genieße,
Iſt das drum weniger mein?
Wenn ich ſechs Hengſte zahlen kann,
Sind ihre Kräfte nicht die meine?
Ich renne zu und bin ein rechter Mann,
Als hätt’ ich vier und zwanzig Beine.
Drum friſch! laß alles Sinnen ſeyn,
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